Kirche will "neue Räume" im Internet nutzen

Neuer Ratsvorsitzender Bedford-Strohm in Amt eingeführt

12. November 2014

Synode 2014

Dresden (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will digitale Medien stärker nutzen. Das Internet erweitere die Chancen zur Vermittlung des Evangeliums und eröffne der Kirche "neue Räume zum Hören, Erzählen und Lernen", heißt es in einer am Mittwoch in Dresden ohne Gegenstimme verabschiedeten Erklärung der EKD-Synode zur "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft". Die evangelische Kirche müsse sich verändern, damit Gemeinschaft auch in virtuellen Räumen gelebt werden könne. Nicht physische Nähe, sondern Kommunikation sei wesentlich. Die Kirche respektiere und fördere diese neuen Gestalten von Gemeinde.

Die viertägige Synodentagung ging am Abend mit einem Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche zu Ende. In dem Gottesdienst wurde Heinrich Bedford-Strohm als neuer EKD-Ratsvorsitzender eingeführt. Der 54-jährige bayerische Landesbischof war am Dienstag zum obersten Repräsentanten der mehr als 23 Millionen deutschen Protestanten gewählt worden. Bedford-Strohm ist Nachfolger von Nikolaus Schneider, der den Ratsvorsitz aus persönlichen Gründen vorzeitig niedergelegt hatte, und steht bis zur Neuwahl des kompletten Rates im November 2015 an der EKD-Spitze.

Schneider sagte in seiner Predigt laut vorab veröffentlichtem Text, der Kirche könne es nicht darum gehen, mit musealem Kult und abgehobenen Zukunftsträumen der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu entfliehen. Auch der Rückzug ins Private löse den Widerspruch von erlebter Realität und verkündigtem Heilshandeln Gottes nicht. "Wir können und sollen uns unserer Gegenwart stellen", sagte er. Christen könnten mit Gottvertrauen der Widersprüchlichkeit und Mehrdeutigkeit der Welt begegnen

Der neue Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sprach sich in Interviews für ein Verbot der organisierten und der kommerziellen Sterbehilfe aus. "Tötung auf Verlangen ist unnötig, wenn wir die Palliativmedizin ausweiten und Sterbende besser begleiten", sagte der bayerische Landesbischof der Wochenzeitung "Die Zeit". Hinsichtlich des ärztlich assistierten Suizids hält der EKD-Ratsvorsitzende "keine neuen strafrechtlichen Regelungen" für nötig. "Ärzte dürfen nicht mit einem Fuß im Gefängnis stehen, wenn sie schwer Leidenden beistehen. Aber Ärzte sollen auch keine Spezialisten für das Töten sein", sagte er. Das Tötungstabu darf nach Ansicht Bedford-Strohms nicht aufgelockert werden. "Eine normative Freigabe des Tötens auf Verlangen und des assistierten Suizids darf es nicht geben", ergänzte der Theologe.

Darüber hinaus rechtfertigte Bedford-Strohm militärisches Eingreifen im Nordirak, um Menschen vor dem Terror des "Islamischen Staats" (IS) zu schützen. Es gebe eine "menschliche Schutzverantwortung", wenn Menschen "einfach abgeschlachtet, getötet werden", sagte Bedford-Strohm, der sich erneut für einen Einsatz der Vereinten Nationen aussprach, um im Nordirak eine Schutzzone einzurichten. Doch bleibe Gewalt immer mit Schuld verbunden, unterstrich er: "Niemand darf Waffen segnen, niemand darf Gewalt einfach rechtfertigen."

Neben der Wahl des neuen obersten Repräsentanten für die Protestanten in Deutschland stand die digitale Kommunikation als Schwerpunktthema im Mittelpunkt der Beratungen des Kirchenparlaments. Es sei vor allem deutlich geworden, dass der digitale Wandel alle Lebensbereiche umfasse, sagte der Emder Landessuperintendent Detlef Klahr. Für die Kirche heiße das, diesen Wandel zu begleiten und kritisch mitzugestalten. Synodenpräses Irmgard Schwaetzer unterstrich, dass sich die Kirche weiter mit dem Thema befassen werde. Die Synode habe keine endgültigen Antworten geben können.