Evangelische Kirche hat erstmals hauptamtlichen Militärbischof

EKD-Gremien wollen sich mit Krisen im Nordirak und der Ukraine befassen

09. September 2014

v.l.n.r. Nikolaus Schneider, Sigurd Rink, Ursula von der Leyen

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat zum ersten Mal einen hauptamtlichen Militärbischof. Mit einem Festgottesdienst wurde Sigurd Rink (53) am Montagabend in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in das Amt eingeführt. Zugleich wurde Amtsvorgänger Martin Dutzmann (58) vom EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider entpflichtet. Dutzmann ist inzwischen der Bevollmächtigte der EKD bei Bundesregierung, Bundestag und EU.

Mit der Berufung eines hauptamtlichen Militärbischofs trage die EKD den erhöhten Anforderungen durch die Bundeswehrreform und die Vielzahl von Einsätzen Rechnung, erläuterte der EKD-Ratsvorsitzende Schneider. In der Vergangenheit war die Position an die Leitung einer Landeskirche oder die Vertretung der EKD bei der Bundesregierung gekoppelt.

Rink sagte, dass sich der Rat und die Kirchenkonferenz der EKD mit den aktuellen Krisen im Nordirak und in der Ukraine befassen werden. Er erwarte "einen differenzierten Konsens". Die Basis dafür sei die Friedensdenkschrift der EKD von 2007. Seitdem habe sich allerdings die Weltlage verändert. Formen asymmetrischer Kriegsführung wie etwa durch die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) im Nordirak hätten in den damaligen friedensethischen Überlegungen noch nicht eine solche Rolle gespielt. Er wolle gemeinsam mit Forschern "die Friedensdenkschrift weiterdenken".

In seiner Predigt erinnerte Rink an den ethischen Grundsatz des Theologen und Philosophen Georg Picht: "Wer die Verantwortung in der Welt bejaht, darf sich der Last, die sich daraus ergibt, nicht entziehen." Dies sei fast ein prophetischer Kommentar zu den politischen Herausforderungen unserer Tage.

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider verteidigte den Einsatz von Gewalt als letztem Mittel. Es gebe Situationen, in denen militärisch die Voraussetzung dafür geschaffen werden müsse, damit die Zivilgesellschaft wachsen kann, sagte Schneider. Die Militärseelsorge müsse nah bei den Soldaten im Inland, aber auch bei den Auslandseinsätzen wie am Horn von Afrika, in Afghanistan oder auf dem Balkan sein.

Ursula von der Leyen (CDU) verteidigte die Lieferung deutscher Waffen in den Nordirak. "Es gibt nicht die einzig richtige Entscheidung", sagte die Verteidigungsministerin am Abend bei der Einführung Rinks in Berlin: "Handeln und nicht handeln kann schuldig machen." Von der Leyen bekräftigte, dass die politische Entscheidung aus den Lehren der Untätigkeit der Weltgemeinschaft angesichts des Völkermordes in Ruanda und des Massakers von Srebrenica erfolgt sei. "Jede Krise hat ihre eigenen Fragen", sagte die CDU-Politikeirn .

Rinks katholischer Amtskollege Franz-Josef Overbeck sagte, dass Soldaten angesichts individueller und globaler Konflikte Hilfestellungen erwarten. Dabei sei eine Ethik bedeutsam, die sich den Geboten Gottes und der Nächsten- und Feindesliebe unbedingt verpflichtet wisse, sagte Overbeck, der zugleich in Essen das Ruhrbistum leitet.

Die EKD hat die Stelle des hauptamtlichen Militärbischofs zunächst auf sechs Jahre befristet, nach vier Jahren soll die Neuregelung überprüft werden. Der Militärbischof mit Sitz in Berlin leitet die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr und hat die Dienstaufsicht über die Militärpfarrer. Er wurde vom Rat der EKD mit Zustimmung der Landeskirchen und in Einvernehmen mit der Bundesregierung ernannt. Rink hat sein Amt bereits am 15. Juli angetreten.

Sigurd Immanuel Rink studierte Theologie in Marburg, Heidelberg und München. Nach der Promotion im Fach kirchliche Zeitgeschichte und einem Vikariat im hessischen Usingen war Rink 1993 bis 1998 Pfarrer in Königstein-Falkenstein. 1998 wurde er Referent des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten, im Jahr 2000 zudem Pressesprecher der Landeskirche. Im April 2002 wurde er von der Kirchensynode zum Propst von Süd-Nassau bestimmt. Rink ist verheiratet und hat drei Kinder.