Kritik an Vertreibung von Christen aus Mossul

Kirchen verurteilen Vorgehen der Terrorgruppe "Islamischer Staat"

24. Juli 2014

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Beirut/Genf (epd). Gegen die Vertreibung der Christen aus der nordirakischen Millionenstadt Mossul regt sich international scharfer Protest. Der Mittelöstliche Kirchenrat verurteilte in Beirut das Vorgehen der islamistischen Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Medienberichten zufolge haben die sunnitischen Extremisten die in der Stadt lebenden Christen vor die Wahl gestellt, zu konvertieren oder eine Sondersteuer zu zahlen. Anderenfalls würden sie ermordet. Seither sind nahezu alle Christen aus der Stadt geflohen.

Der Weltkirchenrat, dem auch die 20 Gliedkirchen der EKD angehören, zeigte sich tief besorgt über die Vertreibung. Der Exodus sei eine Tragödie für Christen und Muslime im Irak, betonte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, am Montag in Genf. Er forderte volle Religionsfreiheit und alle anderen Menschenrechte für die Christen in dem Land. Der Weltkirchenrat repräsentiert mehr als 500 Millionen Gläubige. Dem Dachverband gehören weltweit 345 Kirchen an.

Der Patriarch der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien und dem ganzen Osten, Ignatius Aphrem II., nannte das Ultimatum der Extremisten unzumutbar und inakzeptabel. "Wir verurteilen diese Terrorakte, die sich gegen unser christliches Volk, den Klerus und die Laien richten auf das Schärfste." Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, "diesen rechtswidrigen Handlungen ein Ende zu setzen". Die Syrisch-orthodoxe Kirche gehört, wie 26 weitere Kirchen der Region, dem Mittelöstlichen Kirchenrat an.

Im sozialen Netzwerk Facebook haben sich mittlerweile zahlreiche Menschen mit den Christen im Irak solidarisiert. Die Facebook-Nutzer haben ihre Profilbild geändert und es durch den arabischen Buchstaben "N" ersetzt. Mit diesem Buchstaben markieren Anhänger der radikalislamischen Miliz "Islamischer Staat" (IS) die Häuser von Christen in Mossul, um sie zu vertreiben. "N" steht für "Nazarener", was mit Christen gleichgesetzt wird.

Prominenter Teilnehmer der Facebook-Aktion ist der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener. Er wünsche sich von Menschen muslimischen Glaubens eine Distanzierung vom "barbarischen und unmenschlichen Verhalten" der Milizen in Mossul, schreibt er. "Mein verändertes Profilbild soll zeigen: ich bin auch einer von denen, die mit diesem Jesus unterwegs sind und ich leide mit meinen Schwestern und Brüdern, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden." Diener distanziert sich gleichzeitig von allen "Islamhassern", die den Islam generell für gewalttätig, menschenverachtend und militant hielten.