Taufe im Freibad

Zentrale kirchliche Handlungen wieder stärker ins Bewusstsein rücken

14. Juli 2014

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Bruchsal (epd). Emilia zuckt ein wenig, als Pfarrer Jörg Muhm ihr mit nassen Fingern das Kreuz auf die Stirn zeichnet. Ein paar Meter entfernt sitzen Kinder und Erwachsene am Rand des Schwimmbeckens. Ein ganz besonderer Taufgottesdienst fand am Sonntag in Bruchsal-Heidelsheim bei Karlsruhe statt: Zehn Täuflinge im Alter von wenigen Monaten bis zwei Jahren wurden im Freibad in die evangelische Kirche aufgenommen.

"Die Idee eines Taufgottesdienstes draußen im Freibad hat uns total angesprochen", erzählt Irina Poliudovardas, die Mutter der fünf Monate alten Emilia. Stolz steht sie mit ihrem Mann David und den Paten vor dem improvisierten Altar, den Pfarrer Muhm auf einem Bistrotisch an der Liegewiese aufgebaut hat. Rund 350 Gottesdienstbesucher sind gekommen, unter Pavillons sind die Tauffamilien vor dem wechselhaften Wetter geschützt.

Bereits vor drei Jahren, im von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgerufenen Jahr der Taufe, ließen drei Familien aus den Bruchsaler Stadtteilen Heidelsheim und Helmsheim vier Kinder im Freibad taufen. Auch diesmal hatte der örtliche Freibad-Förderverein dazu anlässlich seines jährlichen Freibadfests eingeladen. "Unser Ziel ist es auch, die Akzeptanz unserer Kirchen zu stärken", sagt der Vorsitzende Andreas Bauer.

Über Nachwuchsmangel für seine Kirchengemeinde kann der Heidelsheimer Pfarrer Muhm indes nicht klagen. "Wir werden von einer großen Zahl an Täuflingen ein bisschen überrannt", berichtet er. Viele junge Familien seien in die 5.000-Einwohner-Gemeinde gezogen - ein Grund, weshalb sich der Kirchengemeinderat dafür entschieden habe, neben Einzeltaufen auch Gemeinschaftstaufen anzubieten.

Rund 2.300 Protestanten leben in Heidelsheim, im Nachbarort Helmsheim sind es knapp 1.000. Die Eltern der Täuflinge - und auch die meisten seiner Gemeindemitglieder - seien von der Idee der Freibadtaufe begeistert, sagt Muhm. Das Wasser sei das Symbol der Taufe, "Taufe und Freibad haben mit Wasser zu tun".

In einem Taufvorbereitungskurs haben sich die jungen Eltern informiert. "Manche von ihnen sind unsicher, wie sie mit ihren Kindern den Glauben leben können", weiß der Pfarrer. Das Freibad ist eher Kulisse: Das Taufwasser kommt aus der Taufschale, die Kinder werden nicht im gechlorten Wasser des Schwimmbeckens untergetaucht. "Bei älteren Kindern wäre das aber möglich", sagt Muhm.

Taufgottesdienste unter freiem Himmel - auch im Schwimmbad - hält Daniel Meier, Sprecher der badischen Landeskirche in Karlsruhe, durchaus für eine gute Idee. Solche Aktionen könnten die Taufe als eine zentrale kirchliche Handlung wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken. Für viele Eltern sei es nicht mehr selbstverständlich, ihre Kinder taufen zu lassen. Bei einer Gemeinschaftstaufe hätten auch kirchendistanzierte Eltern weniger das Gefühl, "allein zu stehen", sagt Meier.

Grundsätzlich habe die evangelische Kirche gegen eine Freibadtaufe nichts einzuwenden, sagte Thies Gundlach, Vizepräsident des Kirchenamts der EKD in Hannover. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass es sich dabei nicht um eine reine Spaßveranstaltung handle, bei der der religiöse Sinn baden gehe: "Ich könnte mir schon vorstellen, dass nicht jedes Schwimmbecken und nicht jede Situation im Schwimmbad geeignet ist."