Kinderbischöfe: Botschafter für Kinderinteressen

Projekt des Monats März der Internetplattform „Kirche im Aufbruch“

03. März 2014

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Voller Würde stehen sie da, ausgestattet mit Hirtenstab, Mitra und Ornat. In einem großen Gottesdienst werden die diesjährigen Kinderbischöfe in ihr Amt eingeführt. Vorher haben sie schon ein regelrechtes Bewerbungsverfahren durchlaufen. In ihrer selbst gehaltenen Predigt nehmen sie dann bei der Einführung in St. Nikolai ausführlich Bezug auf das jeweilige Jahresthema und setzen ihre besonderen Akzente. Die Predigt ist auch das Ergebnis der Beschäftigung im Unterricht mit dem Thema. Wie bei einer Amtseinführung üblich, spendet der Propst an der Nikolaikirche den Kindern einen besonderen Segen.

Seit 1994 werden alljährlich Schüler der Wichern-Schule in der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern in ihr Amt als die drei Hamburger Kinderbischöfe eingeführt. Die Kinderbischöfe setzen sich seitdem mit ihren Klassenkameraden für bessere Lebensbedingungen und die Rechte der Kinder in Hamburg ein. Sie wollen Sprachrohr für Kinder und Kindheit in der Metropole sein. Die Hamburger Kinderbischöfe gehen zurück auf einen mittelalterlichen Brauch, der in ganz Europa verbreitet war.

Ein besonderer Termin im Rahmen des letzten Projektes im Dezember 2013 war der Besuch bei Sozialsenator Detlef Scheele. Bei dem Treffen forderten die drei Kinderbischöfe Sophie, Tim und Marek einen Kinderbeauftragten für Hamburg, der sich für die Wahrung und Umsetzung von Kinderrechten einsetzt. Hamburg wäre kinderfreundlicher, wenn es mehr Mitbestimmung gäbe. Detlef Scheele machte in dem angeregten Gespräch mit den zwölf Fünftklässlern der Wichern-Schule einen Vorschlag: „Ich werde den Leitern der Bezirksämter einen Brief schreiben und nachfragen, in welcher Form Kinder an Planungen z.B. von Spielplätzen beteiligt sind.“ Die Bezirksamtsleiter sollen positive Beispiele geben. Der Brief und die Antworten gehen auch an die Kinderbischöfe, die weiterhin sich mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung befassen werden. Spätestens zum großen Gottesdienst der Schule vor den Sommerferien soll die Antwort des Senators vorliegen. Im Zusammenhang mit dem Recht auf Gesundheit monierten die Kinderbischöfe das Schulessen „Wenn es kein gutes Essen gibt, werden die Kinder zu dick, weil sie zu viele Süßigkeiten essen. Deshalb brauchen wir ein gutes Mittagessen in der Schule, weil viele Kinder den ganzen Tag in der Schule sind“, sind Sophie, Tim und Marek überzeugt. Besorgt äußerten sich die Kinderbischöfe zum Thema Gewalt: „Was tun Sie, um Kindern zu helfen, die von ihren Eltern schlecht behandelt und geschlagen werden?“, wollten sie wissen. Es gibt immer noch viele Eltern, die das Recht auf gewaltfreie Erziehung verletzten. Die Kinderbischöfe selbst kennen Kinder, die zu Hause geschlagen werden. „Sie bekommen riesige Angst davor, etwas falsch zu machen. Und später schlagen sie vielleicht auch ihre eigenen Kinder.“

Besonders zeigt das Projekt der Hamburger Kinderbischöfe, dass Kinder dazu angeleitet werden, sich politisch einzumischen und so schon früh Demokratie kennenzulernen. Die Hamburger Kinderbischöfe sind das Projekt des Monats der Internetplattform „Kirche im Aufbruch“. Im Rahmen des Themenjahres „Reformation und Politik“ werden dort unter dem Motto „Salz der Erde und Sand im Getriebe: Demokratie einüben und Engagement stärken“ noch weitere Projekte vorgestellt. Sie alle zeigen, wie sehr sich Christinnen und Christen gegen die Unterdrückung und für die Rechte anderer, für das Recht und für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Ein besonderes Beispiel ist hier schon seit Jahrzehnten die Bewegung gegen die Nutzung von Kernenergie (Gorlebener Gebet) oder die Friedensbewegung, etwa mit den jährlichen Ostermärschen, oder ein Ökumenischer Kreuzweg der Schöpfung, der auf besondere, politisch umstrittene Standorte in Niedersachsen hinweist.