Protestantismus bedeutet Vielfalt

EKD begrüßt Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Hannover

13. Januar 2014

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Der Himmel strahlte im schönsten Blau, als die Weltgemeinschaft der Reformierten Kirchen am Sonntag ihren Umzug nach Hannover feierte. Der Dachverband von 227 protestantischen Kirchen mit rund 80 Millionen Mitgliedern in 108 Ländern hatte zum Jahresbeginn seine Geschäftsstelle von Genf in die niedersächsische Landeshauptstadt verlegt. Von Hannover aus werde die Weltgemeinschaft "neue Kapitel des Lebens, der Arbeit und des Zeugnisses reformierter Kirchen schreiben", sagte ihr Präsident Jerry Pillay aus Johannesburg (Südafrika) in seiner Predigt in der evangelisch-reformierten Kirche an der Lavesallee in Hannover.

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sprach die Präses der EKD-Synode, Dr. Irmgard Schwaetzer den Verband ein herzliches Willkommen aus. Mit dem Umzug werde einmal mehr deutlich, "dass Protestantismus Vielfalt bedeutet", sagte sie in ihrem Grußwort direkt nach dem Gottesdienst. In diese bunte Vielfalt, so Schwaetzer, bringe die reformierte Weltgemeinschaft eine ganz eigene Farbe ein.

Auch Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt begrüßte die Weltgemeinschaft im Namen der Landesregierung. "Hannover wird damit internationaler und spielt in der Liga der Standorte evangelischer Organisationen ganz vorne mit", sagte sie. Die SPD-Politikerin ging gar soweit, Hannover nach dem Umzug der Weltgemeinschaft als „protestantisches Rom“ zu bezeichnen.

Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, der lutherische Pfarrer Olav Fykse Tveit aus Norwegen, sagte, bei der Einheit der Christen komme es nicht darauf an, "wo wir sind, sondern was wir sind". Die reformierte Weltgemeinschaft und der Ökumenische Rat hatten bisher in Genf unter einem Dach gearbeitet.

Mit der reformierten Weltgemeinschaft verlegt zum ersten Mal eine Organisation der Weltökumene ihren Sitz nach Deutschland. Politiker und Kirchenrepräsentanten hießen den Dachverband in Hannover willkommen. Die evangelisch-reformierten Christen, die sich vor allem auf den Genfer Reformator Johannes Calvin (1509-1564) berufen, gehören zu den großen konfessionellen Zweigen innerhalb des Protestantismus.

Die Weltgemeinschaft hatte aus Kostengründen beschlossen, die Schweiz zu verlassen. Genf gilt als eine der teuersten Städte der Welt. Die Wechselkurse vom Euro und US-Dollar zum starken Schweizer Franken führten zu hohen finanziellen Verlusten, deshalb zog der Verband in den Euro-Raum.

Am neuen Sitz der Weltgemeinschaft, im "Calvin Zentrum" in der Knochenhauerstraße in Hannover, hat bereits der deutsche Dachverband der Reformierten seinen Sitz. Zudem ist Hannover das Zentrum der deutschen Lutheraner und Sitz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Für den Umzug der Weltgemeinschaft nach Hannover hatte sich maßgeblich unter anderem Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) eingesetzt, der selbst zur evangelisch-reformierten Kirche gehört. (epd)