"Verschenken Sie doch mal ein Lama!"

Immer noch kein Geschenk zum Fest? Vielleicht ist ein Spendengutschein die Alternative

19. Dezember 2012

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Osnabrück/Hannover (epd). Weihnachten steht vor der Tür und viele haben noch immer keine Idee für ein originelles Geschenk. "Dann verschenken Sie doch mal ein Lama!", rät das Kinderhilfswerk Terre des hommes. Immer mehr Hilfsorganisationen werben gerade zu Weihnachten mit besonderen Geschenkideen um Spender. Zu den ersten gehörten vor rund fünf Jahren Oxfam und UNICEF, mittlerweile sind auch weitere dabei, wie die UNO-Flüchtlingshilfe oder "Save the Children". Der Clou: Man verschenkt an seine Lieben natürlich kein Lama, sondern eine Spendenurkunde, auf die das Lama aufgedruckt ist. Den Gegenwert erhält Terre des hommes für Ernährungsprojekte.

Und so funktioniert es: Auf den Internetseiten kann sich der Spendenwillige den konkreten Spendenzweck per Mausklick aussuchen: Mit dem Klick auf das Lama von Terre des hommes spendet der Nutzer 30 Euro. Die Schultafel kostet 75 Euro und steht für Bildungsprojekte. Bei der UNO-Flüchtlingshilfe sind 80 Euro für wärmende Decken gedacht. Bei "OxfamUnverpackt" kostet eine Ziege 28 Euro, ein Esel 85. Auch sie stehen symbolisch für die Arbeit in Projekten. Die Urkunde über Spende und Spendenzweck kommt per Mail zum Ausdrucken oder per Post. Die legt man dann unter den Weihnachtsbaum. "Schönes Geschenk für Menschen, die schon alles haben :-)", kommentiert Doris Eckert auf Facebook.

Die Spendenshops sind zwar das ganze Jahr über geöffnet. Doch vor Weihnachten werden sie besonders beworben und ungefähr doppelt so häufig genutzt wie sonst, bestätigt Sandra Fenkl vom Spendenreferat von Terre des hommes. Die Resonanz sei durchweg positiv: "Es macht den Menschen offenbar richtig Spaß, mal etwas ganz anderes zu schenken. Etwas, das auf den ersten Blick lustig und dann auch noch sinnvoll ist." Im Jahresschnitt liege die Spendensumme bei 75 Euro pro Spender.

Die Hilfsorganisationen antworteten mit diesem Angebot auf den Wunsch vieler Menschen, Geld für einen ganz konkreten Zweck zu spenden, sagt Paul Dalby, Spenden- und Fundraising-Experte der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Online per Mausklick sei das ohne großen Aufwand möglich. Die Organisationen stünden natürlich auch im Wettbewerb miteinander. Insofern halte er die Spendenshops für eine "tolle Idee".

Das Risiko dabei sei jedoch, dass dem Spender die Entscheidung über den Spendenzweck zugebilligt werde, obwohl er über die tatsächlichen Notwendigkeiten nichts wisse, erläutert Dalby. Das deutsche Spendenrecht schreibe jedoch vor, dass eine zweckgebundene Spende auch tatsächlich für den festgelegten Zweck eingesetzt werden müsse. "Hilfsorganisationen brauchen kontinuierliche Spenden und das Vertrauen der Menschen, dass sie das Geld richtig einsetzen. Eine konkrete Einmal-Spende ist da eigentlich kontraproduktiv." Deshalb seien die Spendenshops bei Entwicklungshilfe-Experten durchaus umstritten.

Auch UNICEF hat vom Moskitonetz für drei Euro über eine Impf-Transportbox für 16 Euro, ein Fahrrad für 77 Euro bis zum Geländefahrzeug für rund 28.000 Euro für jeden Geldbeutel ein konkretes Spendenangebot. Das UN-Kinderhilfswerk listet sogar am Ende des Jahres genau die Zahl der gespendeten Güter auf, erläutert Spendenreferentin Claudia Jainz. 2011 wurden etwa 22.000 Euro für 111 Materialkisten für Schulen in Krisengebieten gespendet, 98.700 Mal Polioimpfstoff für 12.800 Euro und ein Geländewagen. Das zentrale UNICEF-Warenlager in Kopenhagen versendet Hilfsgüter in die Länder, in denen sie benötigt werden.