Kerzenschein auf Christiansborg

Neuer EKD-Auslandspfarrer in Kopenhagen zum Antrittsbesuch bei der Königin

20. Dezember 2012

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Seit 1. August 2012 hat die Evangelische Kirche in Deutschland den ehemaligen Duisburger Pfarrer Peter Krogull als Hauptpastor an die deutschsprachige Sankt Petri Kirche in Kopenhagen entsandt. Zu seinem winterlichen Antrittsbesuch bei Königin Margrethe II. wurde er vom königlichen Patron der Sankt Petri Kirche, Kjeld Hillingsø, begleitet:

Während ich im Warteraum von Schloss Christiansborg auf meine Audienz bei Königin Margrethe II. warte, geht auf einmal das Licht aus. Die zahlreichen Mitarbeiter des Hofes lassen sich von diesem plötzlichen Stromausfall nicht aus dem Takt bringen. In aller Ruhe stellen sie Kerzen auf, die den großen Raum in ein warmes Licht tauchen. Eine fast schon adventliche Stimmung breitet sich unter den geladenen Gästen aus.

Alle warten sie auf ihre Zeit, um sich bei der Königin zu bedanken, die einen für militärische Ehren, die anderen für bürgerschaftliche Verdienstorden. Dank ist auch der Anlass meines Besuches bei „Dronning Margrethe“, denn jeder neue Pastor der Kopenhagener Sankt Petri Kirche hat sich zu Beginn seiner Amtszeit bei der Königin für die Ernennung zum Hauptpastor zu bedanken. Diese Tradition ist begründet in der langen Geschichte der Sankt Petri Kirche, die die weltweit zweitälteste deutschsprachige Auslandsgemeinde ist und als solche im kommenden März ihren bereits 438. Gemeindegeburtstag feiern wird.

Mein Antrittsbesuch bei der Königin, den ich mit weißen Handschuhen und gehörigem Herzklopfen absolviere, erinnert mich einmal mehr daran, an was für einem besonderen Ort ich seit dem 1. August arbeiten darf. Die traditionsreiche Geschichte der Gemeinde und ihrer Sankt Petri Kirche, dem ältesten Kirchgebäude Kopenhagens, ist dabei nur ein Aspekt. Besonders ist auch die positive Entwicklung, die die Gemeinde in den vergangenen Jahren erfahren hat. Gab es zu Beginn der neunziger Jahre nur ungefähr 200 Gemeindeglieder, freut sich Sankt Petri heutzutage über rund 1000 Mitglieder.

Diese Entwicklung verdankt sich der engen Kooperation mit der benachbarten Sankt Petri Schule, der ausstrahlenden musikalischen Arbeit und dem großen Engagement meiner Vorgänger. Diese haben zusammen mit dem Kirchenrat darauf geachtet, dass sich Sankt Petri nicht zu einem deutschen „Club“ entwickelt, sondern sich als Bindeglied zwischen deutscher und dänischer Kultur versteht.

Konkret bedeutet das für mich als neuen Pastor, dass das Erlernen der dänischen Sprache eine meiner wichtigsten Aufgaben in meiner Anfangszeit ist. Meine noch ausbaufähigen Dänisch-Kenntnisse kommen vor allen Dingen bei den zahlreichen Taufen von Kindern aus dänisch-deutschen Familien zum Einsatz. Taufgespräche und –gottesdienste gestalte ich mittlerweile in einer bunten Mischung „på dansk og tysk“, damit sich möglichst alle Menschen angesprochen fühlen.

Doch nicht nur sprachlich gibt es hier für mich viel Neues zu entdecken. Da ist die lutherische Liturgie mit ihren Wechselgesängen, in die ich mich als rheinisch-unierter Pfarrer erst hineinfinden musste und die ich nun im dänischen Talar mit Halskrause gestalte. Und dann ist da auch noch die „Hygge“, dieser ganz besondere dänische Lebensstil, den man nur schwer mit Worten beschreiben kann.

Gibt man „Hygge“ bei Wikipedia ein (was bestimmt schon zahlreiche Dänen getan haben, da hier fast alle im Internet unterwegs sind), erfährt man, dass „relaxing with good friends“ zur Hygge dazugehört. Diese besondere Form der dänischen Gemütlichkeit, am besten in Verbindung mit einem guten Essen, prägt hier sogar den Konfirmandenunterricht: Zu den Unterrichtsnachmittagen bringen immer zwei Konfirmanden für die ganze Gruppe ein selbstzubereitetes Abendbrot mit. Auch dieses warme Abendessen, das in Dänemark merkwürdigerweise „middag“ heißt, ist etwas, an das wir uns als Pfarrfamilie erst gewöhnen mussten. Mittlerweile ist uns diese kulinarische Besonderheit aber genauso vertraut wie die typische Gelassenheit (Slap af! Entspann dich!), die die Dänen sogar dann an den Tag legen, wenn bei der königlichen Audienz einmal der Strom ausfällt.

Kurz bevor ich meine vier Minuten mit der Königin hatte, ging das Licht übrigens wieder an. Für meine Zeit als Pastor an Sankt Petri werte ich das mal als ein gutes Omen. (Foto: K. Møller)