Evangelische Kirche plant für Reformationsjubiläum

EKD-Synode über die Feier des Reformationsjubiläums 2017

09. November 2011

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Die evangelische Kirche nimmt Kurs auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Zum Abschluss ihrer Jahrestagung beschloss die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch eine Erklärung mit dem Titel „Theologische Impulse auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 – ‚Am Anfang war das Wort...‘“. Das Kirchenparlament wirbt damit für eine Wiederbelebung des Glaubens. Außerdem verabschiedete die Synode im Ostseebad Timmendorfer Strand Erklärungen zum Rechtsextremismus und verlangte einen menschlicheren Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland.

In fünf Jahren begehen die protestantischen Christen den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an die Schlosskirche zu Wittenberg. Die Veröffentlichung der 95 Thesen zu den damaligen Verhältnissen in der Kirche gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation.

In der Kundgebung der Synode zum Reformationsjubiläum heißt es, für viele Menschen sei Gott heute „kein Thema mehr“: „Damit können wir uns nicht abfinden.“ Die Erklärung stellt heraus, dass das Jubiläum 2017 international begangen werden soll. „Die Reformation ist Weltbürgerin geworden. Sie gehört allen“, erklärt das Kirchenparlament in den theologischen Impulsen: „Wir freuen uns auf ein Jubiläum, das wir gemeinsam mit den Kirchen in Europa und weltweit feiern wollen.“

Ausdrücklich weist die Erklärung auf die Schattenseiten in der Reformationsgeschichte hin: „Der Reformation war die Toleranz in die Wiege gelegt - allzu oft blieb sie dort liegen.“ Unter anderem werden „Martin Luthers Ausfälle gegen die Juden oder gegen die Bauern im Bauernkrieg“ erwähnt.

Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt äußerte sich optimistisch zur geplanten Einbeziehung der katholischen Kirche in die Feiern zum Reformationsjubiläum. Das evangelische Kirchenparlament habe den „großen Wunsch“ deutlich gemacht, den 500. Jahrestag des Thesenanschlags in fünf Jahren ökumenisch zu feiern, sagte Göring-Eckardt zum Abschluss der viertägigen Beratungen. In Gesprächen mit der katholischen Seite sei erkennbar geworden, dass es „durchaus Brücken gibt“, über die Protestanten und Katholiken gemeinsam gehen könnten.

Bereits seit 2008 weist die evangelische Kirche mit Veranstaltungen im Rahmen der sogenannten Lutherdekade auf die Feiern im Jahr 2017 hin. Bei der Synodentagung in Timmendorfer Strand sprach sich der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, dafür aus, den Jubiläums-Reformationstag am 31. Oktober 2017 zum bundesweiten Feiertag zu erklären. Derzeit ist der Reformationstag nur in den ostdeutschen Ländern mit Ausnahme Berlins arbeitsfrei.

Die EKD-Synode beklagte zum Abschluss ihrer Tagung die „Existenz rassistischer und extremistischer Einstellungen in unserer Gesellschaft“. Auch äußerte sich das Kirchenparlament zur schleppenden Aufklärung der im vergangenen Jahr aufgedeckten rechtsextremen Mordserie. Es sei beschämend, dass jahrelang im Umfeld der Opfer und ihrere Angehörigen nach den Tätern gesucht wurde.

Zum Umgang mit Asylbewerbern erklärte das Kirchenparlament, das Asylverfahren müsse fairer gestaltet werden. Die Residenzpflicht und das Arbeitsverbot sollten abgeschafft werden.

In getrennten Sitzungen beschlossen die konfessionellen Bünde in der EKD, die innerprotestantische Ökumene zu vertiefen. Danach soll das Miteinander von unierten und lutherischen Kirchen sowie der EKD weiterentwickelt werden. Als erste Schritte sind eine Auswertung des bisherigen Verbindungsmodells und Vorschläge zu dessen Weiterentwicklung vorgesehen. Zudem sollen alle Beteiligten in theologischen Gesprächen Fortschritte auf der Ebene der kirchlichen Bekenntnisse anstreben. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) vereint sieben lutherische Landeskirchen mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern. Die Union Evangelischer Kirchen umfasst zwölf Landeskirchen.