ChurchNight

Die freche Alternative zu Halloween

30. Oktober 2012

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Stuttgart (epd). Während immer mehr Menschen mit dem 31. Oktober nur noch Halloween-Partys in Verbindung bringen, geht die Evangelische Kirche in Deutschland in eine ganz andere Richtung: Sie erinnert in der sogenannten ChurchNight an den Beginn der Reformation. Die Kampagne wurde vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (EJW) gestartet und hat sich zu einer bundesweit flächendeckenden Bewegung entwickelt. Konzertnächte, öffentliche Thesenanschläge, interaktive Predigten und mittelalterliche Märkte sollen ins Bewusstsein rufen, worum es vor fast 500 Jahren Martin Luther und den anderen Reformatoren ging. Unkonventionelle und freche Veranstaltungen sollen vor allem jungen Menschen die christliche Botschaft neu erklären.

Deutschlandweit rechnen die Veranstalter mit 100.000 Besuchern. Das Thema lautet in diesem Jahr "Deine Stimme. Musik in Gottes Ohr". Junge Leute sollen ermutigt werden, buchstäblich ihre Stimme in der Kirche einzubringen. Deshalb kommen sie bei verschiedenartigsten Veranstaltungen selbst zu Wort. Nach Ansicht des EJW wird damit ein urprotestantisches Anliegen wieder verstärkt in die Öffentlichkeit gebracht: Mitreden dürfen, gehört werden und den eigenen Glauben zum Ausdruck bringen. Das habe letztlich schon Martin Luther ins Rollen gebracht, als er am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche von Wittenberg seine 95 Thesen heftete, die schließlich den Anstoß zur Reformation gaben.

Eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlagen zehn junge Musikbands, die sich mit alten protestantischen Chorälen auseinandergesetzt haben. Sie haben 13 Klassiker dieses Genres neu vertont und ihnen eine frische Note verliehen. Die Stücke finden sich auf der CD "Zeitlos", die wenige Tage vor der ChurchNight erschienen ist. Einige Bands wollen mit den neuen alten Liedern in den kommenden Wochen auf Tour gehen.

Zu den größeren Events zählt die ChurchNight in Kirchheim unter Teck bei Esslingen, die live vom Kirchenfernsehen übertragen wird. Zur 90-minütigen Veranstaltung mit Breakdance, Graffitisprayern, Bands und Meinungsäußerungen junger Menschen hat sich der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, angesagt. July ist auch Schirmherr der EJW-Kampagne. Es soll an diesem Abend Live-Schaltungen zu anderen ChurchNights in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben.

Dass die Württemberger die Motoren der ChurchNight waren, zeigt ein Blick auf die Karte mit den Veranstaltungsorten. Etwa die Hälfte der roten Nadeln scheint in einer Gemeinde im Südwesten zu stecken. Chorkonzerte, Gottesdienste, Fackelumzüge, Kinoabende oder ein Bläser-Flashmob gehören zu den vielfältigen Angeboten, die jungen Leute Lust auf die Botschaft der Reformation machen sollen.