"Man muss etwas riskieren"

Nikolaus Schneider im Gespräch mit Martina Gedeck

26. Oktober 2012

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Der Reformationstag ist so ein Datum in der Kirchengeschichte, an dem Fragen gestellt werden – Fragen an den eigenen Glauben, die eigene Position gegenüber Gott und auch ein wenig dazu, wofür man eigentlich steht. In einem Gespräch zwischen der Schauspielerin Martina Gedeck und dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider für das “chrismon spezial” zum Reformationstag ging es um so eine Positionsbestimmung.

“Wie ein Geschenk” sieht die 51-jährige Gedeck die die persönliche Auseinandersetzung mit Glaube und Religion an. Aber nicht jeder nehme das Geschenk an: “Die wenigsten Menschen haben sich damit beschäftigt, was Glaube und Religion sein können.” Außerdem habe es dieses Geschenk durchaus in sich – man müsse es aushalten, dass die Auseinandersetzung einseitig verlaufen kann und man vielleicht erst mal gar keine Antwort bekäme. Ob man mit so einem Ergebnis auch scheitern kann?

So weit wollte Nikolaus Schneider nun doch nicht gehen, aber es sei klar, dass der Dialog mit Gott mitunter richtig Arbeit für den Menschen bedeute. “Man muss etwas riskieren”, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, denn in der Auseinandersetzung sei für Gott der Mensch und dessen Handeln wichtig. Wenn man das hinterfrage und seine Sorgen und Nöte vor Gott ausbreite, könne einen das schon mal in Richtung einer Krise führen. Ähnliches wüsste vermutlich auch Luther selbst zu berichten, der von der persönlichen Auseinandersetzung mit Gott bekanntermassen reichen Gebrauch machte – und dieses Geschenk auch zu würdigen wusste.

Welche Gewichtung die Frage nach Religion und Gott für den Einzelnen habe, hinge oftmals von der jeweiligen Biografie ab; darüber waren sich Gedeck und Schneider einig. Die Schauspielerin erzählte, dass die Gottesfrage sie stets begleitet habe, obwohl die Erziehung in den 70er Jahren von der Religion manchmal recht abgewandt war. Für sie habe Gott und sein Handeln eine besondere Rolle gespielt: “Ich habe mich schon als Kind mit Welten außerhalb unserer sichtbaren Welt beschäftigt”, sagte Gedeck.

Der EKD-Ratsvorsitzende erzählte, dass er sich in den Glauben erst hineinfinden musste. “Das ging zunächst über den Kopf, weil ich keine religiöse Sozialisation hatte, bei uns wurde nicht gebetet und gesungen. In der Grundschule war ich der Einzige, der nicht am Religionsunterricht teilnehmen sollte.” Als er sich später entschloss, Theologie zu studieren, sei er zum “schwarzen Schaf” der Familie geworden. Kirche hätten seine Eltern “nur merkwürdig” gefunden.

Das ganze Gespräch und vieles mehr steht im “chrismon spezial”. Das Magazin zum Reformationstag am 31. Oktober liegt in einer Auflage von 6,7 Millionen Exemplaren mehr als 40 Tages- und Wochenzeitungen bei - und natürlich auch online im Netz. (Foto: Thomas Meyer/Ostkreuz/chrismon)