Prälat Felmberg lobt die Entwicklungszusammenarbeit von Staat und Kirche

Drei Fragen an Prälat Bernhard Felmberg

21. August 2012


Vor einem halben Jahrhundert trafen die Bundesregierung und die beiden großen Kirchen ein besonderes Übereinkommen: Für Entwicklungsprojekte erhalten die Kirchen seitdem auch staatliche Unterstützung. Zugleich lässt die Regierung ihnen bei der Auswahl weitgehend freie Hand. Der Vorsitzende der Evangelischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe, Prälat Bernhard Felmberg, lobt das Verfahren im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) als effektiv - und sieht dennoch die kritische Distanz gewahrt.

epd: Was rechtfertigt aus Ihrer Sicht die besondere Freiheit, die Kirchen bei der Förderung durch die Bundesregierung erhalten?

Felmberg: Die Bundesrepublik Deutschland weiß um die Qualitäten und Kompetenzen auf kirchlicher Seite. Von unseren Erfahrungen profitieren auch die jeweiligen Bundesregierungen und das Bundesentwicklungsministerium. In kaum einem anderen Land gibt es eine solche Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche auch auf Augenhöhe. In Ländern wie Kenia sind Kirchen vor Ort derart präsent, dass es leichtfertig wäre, dieses Vertrauen der Menschen in die Kirchen nicht für die Entwicklungszusammenarbeit zu nutzen.

epd: Kirchen können auch in Ländern arbeiten, aus denen die staatliche Hilfe sich zurückzieht. Besteht Gefahr, dass der Staat die Kirchen in solchen Fällen auch benutzt?

Felmberg: Die Menschen brauchen weiterhin die Zuwendung, auch dort, wo Staaten sich zurückziehen müssen aus Gründen der Staatsräson. Die christliche Räson ist es, bei den notleidenden Menschen zu bleiben. Damit gewährleisten sie Kontinuität und Strukturen, die auch in dem Fall, dass politische Entscheidungen sich wieder ändern, genutzt werden können. Das ist unser Auftrag, den wir gerne und bewusst wahrnehmen, und der uns mit Hilfe staatlicher Unterstützung auch ermöglicht wird. Das ist schon eine sehr gute Form von Partnerschaft.
epd: Es gibt immer wieder Reibungspunkte, etwa beim Thema Rüstungskontrolle. Wie gehen Sie damit um, dass Sie einerseits gefördert werden, andererseits Ihre kritische Unabhängigkeit wahren wollen?
Felmberg: Man muss sich auch kritisch begegnen und trotzdem hinterher wieder in die Augen gucken können. Wir werden zwar einerseits finanziell gefördert, gleichzeitig gibt auch unsere Kirche einen sehr großen finanziellen Betrag. Wir haben mit einer Umlage in den Gliedkirchen dafür gesorgt, dass die Entwicklungshilfe auch kirchlicherseits über die Jahre gesteigert wurde. Dies hilft, die kritische Unabhängigkeit zu bewahren und zu befördern.