"Abel steh auf"

50. “Woche der Brüderlichkeit”

27. Februar 2002


“Abel steh auf, damit es anders anfängt zwischen uns allen.” Aktueller und treffender hätte das Leitwort für die diesjährige “Woche der Brüderlichkeit” vom 3. bis 10. März nicht ausfallen können, die auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken kann. Die Durchführung liegt beim Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit Sitz in Bad Nauheim. Das Leitwort ruft die Erinnerung wach an Abel, der von seinem Bruder Kain erschlagen wurde. Aus purem Neid, weil Gott “sah gnädig an Abel und sein Opfer”, wie es in 1. Mose 4,1ff heißt. Doch nun soll nicht der Abel unserer Tage aufstehen, um selbst zur Gewalt zu greifen, sondern um einen anderen Umgang einzuüben. Auf das christlich-jüdische Verhältnis bezogen geht es darum, dass sich Christen nie wieder zu Antisemitismus hinreißen lassen, der in Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich Mord enden kann. Seit Auschwitz, das beispielhaft für die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die nationalsozialistische Diktatur steht, ist in den Kirchen ein Prozess des Umdenkens in Gang. Das Alte Testament wird von vielen christlichen Theologen unter dem Gesichtspunkt der bleibenden Erwählung des Volkes Israel als Gottes Volk gelesen. Das hat nicht nur zu vielen Studienbänden über das Verhältnis von Christen und Juden geführt, sondern in zahlreichen Landeskirchen auch zu einer Änderung der jeweiligen Grundordnung. Die jährliche “Woche der Brüderlichkeit” hat viel dazu beigetragen, das gegenseitige Verständnis zu fördern, Vorurteile abzubauen und die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Hinweis zu unserem Foto: Die von Friedensreich Hundertwasser umgestaltete Kirche St. Barbara in Bärnbach bei Graz ist von einem Rundgang mit Torbögen umgeben, die Symbole der sechs nichtchristlichen Weltreligionen Islam, Hinduismus, Judentum, Konfuzianismus, Buddhismus und Shintoismus als Zeichen der Achtung der Christen vor Andersgläubigen tragen.

Deutscher Koordinierungsrat  der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit:
www.deutscher-koordinierungsrat.de/