Diskussion über nachhaltige Mediennutzung

Bischof Friedrich würdigt Gewinner am Rande einer Diskussionsveranstaltung zur nachhaltigen Mediennutzung

28. Juni 2012

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„Die Entwicklungen im Internet werden einerseits durch technische Innovation getrieben,“ betonte EKD-Ratsmitglied Landesbischof a.D. Dr. Johannes Friedrich beim „Digital Roundtable“ zur nachhaltigen Mediennutzung zu der Veranstaltung in Berlin. Andererseits sei er auch überzeugt, dass bei der Diskussion zu Nachhaltigkeit und Transformation auch die Medien stärker in den Mittelpunkt gestellt werden müssten. Die Globalisierung der Welt sei durch die Medien getragen, so Ratsmitglied Friedrich. „Vernetzung von Menschen und auch von Wirtschaftsunternehmen ist ohne das Internet nicht denkbar.“ Doch nicht alles, was heute technisch möglich sei, diene auch den Menschen und der Gesellschaft: „Auch in diesem Bereich brauchen wir Werte.“

Bereits in der vorausgehenden Online-Befragung durch die Stiftung Digitale Chancen war deutlich geworden, dass es neben technischen Fragestellungen zum Thema Nachhaltigkeit immer auch um den Menschen und seinen Umgang mit Technik und Medien geht. So stimmten zwar fast dreiviertel der Befragten der These zu, dass alte Handys recycelt werden sollten. Zugleich geht der Branchenverband Bitkom aber von 83 Millionen Alt-Handys in deutschen Haushalten aus. Diskussionsteilnehmer und Online-Befragte sahen zudem einen hohen Informationsbedarf bei Nutzerinnen und Nutzern, wie eine nachhaltige Mediennutzung möglich sei.

Kontroverser wurden von den Expertinnen und Experten der Diskussionsveranstaltung hingegen die Fragen bewertet, ob der aktuelle Trend zum „Cloud-Computing“ nachhaltiger sei, als die bisherigen Ansätze. Zwar sinke durch diesen Ansatz die Notwendigkeit zu immer neuen und besseren Endgeräten, doch zugleich stiegen auch massiv die Anforderungen an die digitalen Netze und die dort eingesetzte Hardware - beispielsweise in Server-Farmen. Außerdem seien die Tendenzen zu immer kürzeren Innovationszyklen beispielsweise bei mobilen Endgeräten wie Handys und Smartphones sowie die damit verbundenen Geschäftsmodelle unter Aspekten der Nachhaltigkeit durchaus kritisch zu sehen.

„Keine konkreten Antworten, aber Erfahrungen“

Es sei sehr spannend, die Erfahrungen aus dem konziliaren Prozess auf das Internet zu übertragen, erinnerte der ehemalige bayerische Landesbischof Friedrich. „Wir haben gelernt, wie wichtig Nachhaltigkeit für die Bewahrung der Schöpfung ist.“ Aber was heiße Nachhaltigkeit für die Internetnutzung? „Für mich geht es hier nicht nur um Technik, sondern auch um Mediennutzung. Was bedeutet dies für soziale Netze? Wie müssen sie angelegt sein, um der Nachhaltigkeit in unserem Sinne zu dienen, anstatt Daten der User abzugreifen und kurzfristig einen Profit zu machen?“ Er habe diesbezüglich keine fertigen Antworten. „Was ich aber gerne in diese Diskussion hier einbringen möchte, ist meine Erfahrung und Überzeugung – und die meiner Kirche –, dass wir unverfügbare Werte haben, die die Grundlage unserer Gesellschaft sind.“ Diese seien auch für das Internet nötig. „Wie wir diese Werte auch in diesem Bereich zur Geltung bringen, möchte ich gerne mit Ihnen diskutieren.“

WebFish-Gewinner ausgezeichnet

Bereits im Mai sind die Gewinner des diesjährigen WebFish-Wettbewerbs verkündet worden – jetzt haben sie ihre Preise in Berlin entgegengenommen. Bischof Friedrich, der den Vorsitz über die WebFish-Jury 2012 innehatte, überreichte die Auszeichnungen und würdigte die Gewinnerprojekte.

Der goldene WebFish ging 2012 an „soziale-berufe.com“, das Internetportal des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Den silbernen WebFish erhielt „Die Nachfolger“, ein Projekt für Schülerinnen und Schüler vom Prediger- und Studienseminar der Nordkirche. Den bronzenen WebFish teilten sich das Erzbistum Hamburg, dessen Internetseiten „Lübecker Märtyrer“ ausgezeichnet wurden und die württembergische Landeskirche mit der Internetseite „Lieder-vom-Glauben.de“. Einen Innovationspreis vergab die Jury an die badische Landeskirche für ihr Mittagsgebet auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Der EKD-Internet-Award „WebFish“ wird gemeinsam getragen von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und in diesem Jahr zum 16. Mal vergeben. Die Urteilsfindung der Jury wurde durch ein Online-Voting ergänzt, an dem über 5000 Online-User teilnahmen.