„Psalmomat“: Kurioser Kasten aus Kaiserslautern

Gemeindemitglieder, Konfirmanden und Presbyter haben Bibeltexte aufgenommen

27. Juni 2012

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Der Kasten ist eher klein und unscheinbar, aber er hat es in sich: Wird er mit ausreichend Cent-Münzen gefüttert, gibt er in erstklassiger akustischer Qualität Bibeltexte wieder – bis zu 56, Länge jeweils 30 Sekunden. Der „Psalmomat“ hat kürzlich in der Bibliothek der Evangelischen Kirche der Pfalz für Furore gesorgt. Dort hat er, bewacht von einer knapp mannshohen Statue des Reformators Martin Luther, nicht nur Bibliotheksleiterin Traudel Himmighöfer beeindruckt. 

Holger Haase, Presbyter an der Apostelkirche in Kaiserslautern, hat den „Psalmomaten“ probeweise im Lesesaal in der Roßmarktstraße 4 in Speyer aufgestellt. Der 47-jährige Berufsmusiker wirft fünf Cent ein und los geht es mit einem Text aus dem Buch des Propheten Amos. „Erfinder“ des Gerätes ist indes Stefan Möhnen, Lehrer an der Berufsbildenden Schule in Kaiserslautern. 2009 hatte er mit Schülern der Mechatroniker-Klasse eigens für die Veranstaltung „Lautern liest“ einen „Lyrik-O-Mat“ konstruiert und damit Holger Haase aufmerksam gemacht. 

Der stellte die Idee, sich den kleinen Kasten mit den Ausmaßen 26 mal 17 mal 15 Zentimeter von Möhnen auszuleihen und in der Apostelkirchengemeinde einzusetzen, Pfarrerin Susanne Wildberger und dem Presbyterium vor – und heraus kam der „Psalmomat“. Gemeindemitglieder, Konfirmanden, Presbyter und die Pfarrerin selbst haben 56 Bibeltexte und Psalmen aus der Lutherbibel, aus der Bibel in gerechter Sprache, in der Übersetzung von Martin Buber und sogar drei Übertragungen ins Pfälzische von dem Heimatdichter Klaus Herzler aus Kaiserslautern eingelesen. Als „Psalmomat“ kommt der Apparat auch in diesem Jahr bei „Lautern liest“ zum Einsatz. 

Die Konfirmanden hätten ihre Texte mit größter Konzentration und Begeisterung für den Psalmomaten aufs Band gesprochen, sagt Pfarrerin Wildberger. Sie begrüßt diese Art der Auseinandersetzung mit einem biblischen Text: „Das waren sehr intensive Konfirmandenstunden, die einen hervorragenden Abschluss für die inhaltliche Beschäftigung mit den Psalmen bildeten.“ 

Ein MP3-Player, ein Münzeinwurf-Leser und eine schlichte Tupperdose, in der die Münzen gesammelt werden, machen den unscheinbaren Kasten zum „sprechenden Automaten“. Konstrukteur Möhnen, der in der Kaiserslauterer Pauluskirchengemeinde zuhause ist und sich dort gerne immer wieder ehrenamtlich einbringt, hat vier „Prototypen“ des Psalmomaten mit seinen Schülern gebaut. Er könnte sich vorstellen, die Geräte auf Anfrage beispielsweise für Gemeindefeste zu verleihen. Die Kirchengemeinden könnten ihre eigenen Texte einspielen, und auch die technische Ergänzung um Kopfhörer sei problemlos umzusetzen.

Traudel Himmighöfer ist ernsthafte Interessentin für eine Dauerausleihe des „Psalmomaten“ in der Bibliothek. Der kuriose Kasten aus Kaiserslautern könnte ihrer Ansicht nach den Ausleihbestand der evangelischen Medienzentrale ideal ergänzen.