Ein Ende des Einsatzes ist nicht in Sicht

Evangelischer Militärbischof besucht Marinesoldaten am Horn von Afrika

13. Juni 2012

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Seit mehr als drei Jahren setzt die Europäische Union im Rahmen der Operation Atalanta Militär am Horn von Afrika ein. Die Soldaten schützen Schiffe des Welternährungsprogramms vor Piratenangriffen und sichern die internationalen Schifffahrtswege im Seegebiet vor Somalia und im Golf von Aden. Der deutsche Evangelische Militärbischof Martin Dutzmann besuchte in der vergangenen Woche in Djibouti die 308 Bundeswehrsoldaten, die an der Mission beteiligt sind.

Dutzmann feierte mit den Soldaten einen Gottesdienst und informierte sich in Gesprächen über den Auftrag und die Lebensbedingungen im Einsatz. Bei einem mehrstündigen Erkundungsflug über die vielbefahrenen Wasserstraßen durch den Golf von Aden konnte er sich unmittelbar darüber informieren, wie Piratenschiffe ausfindig gemacht werden. „Ich bin sehr beeindruckt, wie professionell und verantwortungsbewusst der Auftrag wahrgenommen wird.“

Betroffen zeigte sich der Bischof, dass zur Zeit 178 Seeleute von 12 entführten Schiffen – teilweise bereits seit mehreren Monaten – in Geiselhaft gehalten werden. Er war sich jedoch mit den meisten Soldaten darin einig, dass die Anti-Piraten-Mission langfristig nur dann Erfolg haben wird, wenn die zivilen Hilfen für Somalia ausgeweitet und die Finanzströme der Piratenclans unterbrochen werden. „Die Soldaten machen hier einen wichtigen Job“, so Dutzmann, „aber eine grundsätzliche Veränderung der Situation ist trotzdem nicht in Sicht.“ – „Wir bekämpfen hier die Symptome, nicht aber die Krankheit“, meinte einer der Soldaten. Daran ändere auch die unlängst vom Deutschen Bundestag beschlossene Erweiterung des Mandats nichts, durch die die Bundeswehr die Möglichkeit erhält, die Infrastruktur der Piraten auch an Land zu zerstören.

In zahlreichen Gesprächen berichteten die Soldatinnen und Soldaten von den besonderen Bedingungen ihres Auftrages. Als belastend werden die mehrmonatigen Abwesenheiten von Familie und Freunden sowie insgesamt ein geringes Interesse der Gesellschaft an ihrem Auftrag empfunden. Darüber hinaus tauschte sich der Militärbischof mit dem katholischen Bischof von Djibouti, US-amerikanischen Militärseelsorgern und Vertretern der französisch-reformierten Gemeinde aus.