Warmes Essen, Spielzeug und Hilfe

Diakonieprojekt "Kinderküche" unterstützt junge Mütter

10. Mai 2012

Geburtstagsfeier in der Kinderküche

Katharina dekoriert den Mittagstisch mit blauen und roten Luftschlangen. Diesmal steht auch eine Torte auf dem Mittagstisch. In der Detmolder "Kinderküche" feiert sie mit dem Team und weiteren Gästen den zweiten Geburtstag ihres Sohnes Jerome. "Die Kinderküche ist für mich unheimlich wichtig", erzählt die 25-Jährige, die als alleinerziehende Mutter von der evangelischen "Herberge zur Heimat" unterstützt wird.

Familien mit Problemen und wenig Geld erhalten hier wöchentlich ein warmes und gesundes Essen. Wer möchte, findet in dem Treffpunkt der diakonischen Einrichtung auch Beratung und Begleitung.

"Die ersten Monate war das absolut schwierig mit dem Kind, das nicht geplant war", berichtet die junge Mutter. Ihr Verlobter war an einer Überdosis Heroin gestorben. Von dem Vater ihres Kindes, der auch in der Drogenszene steckte, hat sie sich getrennt. Durch das Kind habe sie erkannt, dass sie so nicht mehr weitermachen wollte.

Die "Herberge zur Heimat" bietet Menschen, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, ihre Hilfe an. Ursachen für die kritische Lebenslage der Menschen sind oft psychische Probleme, Drogenabhängigkeit sowie oder Orientierungslosigkeit nach der Entlassung aus der Haft. In der Zusammenarbeit mit einem Streetworkprojekt entstand bei der "Herberge" die Idee der Kinderküche.

In der Beratungsstelle des Streetworkprojektes seien oft Kinder der Klienten mitgekommen, erzählt Einrichtungsleiter Matthias Neuper. "Deshalb wollten wir ein spezielles Angebot für Alleinerziehende mit Kindern machen, die nur schwer Zugang zu sozialen Netzwerken haben", erklärt er.

In dem allein von Spenden finanzierten Projekt bietet die Kinderküche seit zwei Jahren jeden Freitag ein kostenloses und gesundes Essen. Mindestens ebenso wichtig ist die Möglichkeit zum Gespräch. Der Mittagstisch werde gemeinsam gedeckt, es werde gemeinsam gegessen, und dann werde erzählt, berichtet die pensionierte Lehrerin Jutta Redel. "Das ist ein Erzählen ohne Angst, das ist ganz wichtig", erklärt Redel. Die 65-Jährige ist hier ehrenamtlich Küchenchefin, Erziehungsberaterin und Nachhilfelehrerin. Fast alle Mitarbeiterinnen helfen ehrenamtlich. "Wenn die Mitarbeiterinnen einen guten Draht zu den Müttern haben, bekommen die auch schnell mit, wo es Probleme gibt", sagt Neuper.

Manchmal kommen nur zwei Mütter mit ihren Kindern. Es waren auch schon einmal sechs Mütter mit neun Kindern in der Kinderküche. In einem Spielzimmer können die Kinder spielen und toben. Kurz vor Weihnachten wollte eine Mutter mit ihren zwei Kindern "gar nicht mehr gehen, weil es zu Hause kein Spielzeug gab", berichtet Neuper.

Initiativen wie Kinderküchen könnten zur Armutsbekämpfung durchaus hilfreich sein, erklärt das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin. Um aber der Armut von Kindern und Familien nachhaltig entgegenzuwirken, sei "ein ganzes Tableau an Maßnahmen" erforderlich. "Dazu gehört an erster Stelle eine armutsfeste und teilhabeorientierte Grundsicherung, die den tatsächlichen Bedarf von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt", fordert die Bundesdiakonie die Politik zum Handeln auf. Die Zahl der Kinder, die in Armut leben, liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei 1,64 Millionen.

Das Angebot der Kinderküche ist zwar nur ein kleiner Baustein zur Bekämpfung von Kinderarmut. Doch durch Beratungs- und Betreuungsmöglichkeiten wie dieses diakonische Nischenprojekt kann Familien geholfen werden, bevor das Jugendamt eingreift oder die Wohnung gekündigt wird. "Die Kinderküche ist eine Art Prävention, wo Weichen gestellt werden können, bevor etwas passiert", erklärt Neuper.

Katharina bekam Hilfe bei der Suche nach einem Kindergartenplatz. Jetzt kann sie bald wieder mit der Schule beginnen. "Mittlerweile fühle ich mich gestärkt, ich bin das komplette Gegenteil von früher", erzählt sie. Jetzt komme erst mal die Schule. Danach soll es Schritt für Schritt weitergehen in ein normales Leben. (epd)