"One week – No Media!"

Projekt des Monats Januar 2012 der Internetplattform „Kirche im Aufbruch“

16. Januar 2012

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„Eine Woche keine Glotze, kein Handy, kein PC, kein Justin Timberlake. Amen. Eine Woche ohne Medien. Ich werde es nicht aushalten.“, sagt die zwölfjährige Olivia. Sie steht vor einer besonderen Woche: Am Starttag geben die Jugendlichen (z.B. eine Schulklasse oder eine Jugendgruppe) gemeinsam für die vereinbarte Zeit ihre Handys, Konsolen und Fernbedienungen bei der Projektleitung ab. Sie führen ein Tagebuch, um ihre Erfahrungen und Schwierigkeiten, aber auch ihre neuen positiven Erfahrungen zu dokumentieren. Täglich finden gemeinsame Aktionen und Treffen statt, um sich gegenseitig zum Durchhalten zu motivieren. Am Ende werden die Erfahrungen ausgewertet und die abgegebenen Geräte feierlich zurückgeben.

Gemeinsam in der Gruppe haben viele ihr Ziel geschafft und haben viel Kreativität gezeigt und Neues entdeckt, manche sind jedoch gescheitert - vor allem wenn die Eltern nicht auf ihren abendlichen Fernsehkonsum verzichtet haben. Eine Mutter hat nach der Woche den Fernseher aus dem Kinderzimmer entfernt, viele Jugendlichen berichteten von mehr Kommunikation und gemeinsam verbrachter Zeit in ihren Familien. Trotzdem war die Zeit des Verzichts für viele schwer; umso größer war der Stolz über die vollbrachte Leistung.

Die Projektinitiative der diakonisch ausgerichteten Evangelischen Gesellschaft in Württemberg und des auf die Beratung Drogenabhängiger spezialisierten Vereins Release richtet sich gegen übermäßigen und unkontrollierten Medienkonsum. Sie will Medienkompetenz und einen gesunden Umgang mit audiovisuellen Medien vermitteln. Neben dem unbestrittenen Wert der Medien und des Internets für Jugendliche gibt es auch die Beobachtung, dass manche Jugendliche sich dort berieseln lassen oder nur spielen.

Ausgangspunkt sind die besorgniserregenden Studien und Veröffentlichungen des Kriminologen Christian Pfeiffer, des Ulmer Hirnforschers Manfred Spitzer und anderer Medienforscher. Diese weisen auf den direkten Zusammenhang von übermäßigem Medienkonsum einerseits und gesundheitlichen Störungen andererseits hin. Zu diesen Störungen gehören Übergewicht, Bewegungsarmut, Verschlechterung der Schulleistungen, Verarmung der sozialen Existenz/ Kompetenz, Zunahme der Gewalt- und Aggressionsbereitschaft und die Ausbildung von Suchtverhalten.

Das Projekt reagiert auch darauf, dass im Spielerprojekt der Evangelischen Gesellschaft zunehmend computer-/mediensüchtige Klienten anzutreffen sind. Kinder, Jugendliche, deren Eltern, Erziehungsberechtigte und Lehrer / Pädagogen sollen durch eine medienfreie Woche den eigenen Medienkonsum bewusster wahrnehmen und Alternativen dazu erleben. Der Verzicht auf etwas, was sonst den Alltag bestimmt, lässt das Leben wieder neu entdecken. Die zeitweilige Abstinenz soll Medien selbstverständlich nicht verteufeln. Ihr übermäßiger Gebrauch und das daraus folgende Risiko einer Spielsucht sollen jedoch verringert werden. Statt passivem Medienkonsum fördert die Initiative die Eigenaktivität und das Miteinander der Teilnehmenden. Diese werden kulturell, sportlich und spielerisch aktiviert. Ein beteiligter Lehrer fasst die Woche so zusammen: „Wir haben den Schülern für eine Woche ihre Kindheit wieder zurückgegeben.“