Toben auf der Arche

Bibelpark im hessischen Herbstein zieht nicht nur Kinder an

22. November 2011

Bibelpark im Vogelsberg in Hessen

Der November-Nebel hängt in den Bäumen, doch die Kinder toben, lachen, kreischen und klettern. "Los, wirf!" Ein Junge schleudert den Tennisball mit aller Wucht gegen den riesigen Holzklotz, der die biblische Figur Goliath darstellt. "Wer daneben steht, ist automatisch David", erklärt Hubert Straub, der Geschäftsführer des Kolping-Feriendorfes im mittelhessischen Herbstein im Vogelsbergkreis.

Der Holz-Goliath gehört zu den Kunstwerken in Deutschlands vermutlich erstem Bibelpark. Insgesamt stehen auf dem Gelände des katholischen Feriendorfs sieben Exponate, die Geschichten aus dem Alten Testament veranschaulichen: von der Arche Noah über das Goldene Kalb bis zum brennenden Dornbusch.

"Gestern Abend, als wir ankamen, dachte ich, es sei nur ein normales Schiff", erzählt Michelle, die mit ihrer Klasse vom Franziskanergymnasium in Großkrotzenburg ein Familienseminar im Feriendorf gebucht hat. Ihr Klassenkamerad Yannick kennt die Geschichte der Arche genau: Gott ließ Noah die Arche bauen, und Noah brachte von jedem Tier ein Männchen und ein Weibchen, um sie vor der Flut zu retten. Die Fünftklässler sind mit Eltern und Geschwistern angereist.

"Die Kinder bekommen die Informationen, ich denke, da passiert auch was in ihrem Kopf", sagt Petra Schauer, eine der mitgereisten Mütter, während die Kinder die Arche stürmen. Zum Angebot im Feriendorf gehören auch Kurse wie Jazz-Tanz oder Töpfern. "Ich will Unterhaltung gekoppelt mit Bildung bieten", sagt Straub. "Lernen darf Spaß machen", das sei das Bildungskonzept. Die Arche stehe für Umweltkatastrophen oder für Krieg und Frieden. Der Goliath für das, was Angst macht. "Das sind alles aktuelle Themen", sagt der 56-Jährige.

2008 belegten Bundeswehrsoldaten, die gerade von einem Auslandseinsatz in Afghanistan zurückkehrten, ein Seminar im Feriendorf. Um ihre Kriegserlebnisse aufzuarbeiten, bauten sie eine Arche Noah. "Die Kinder liebten das Schiff", erzählt Straub. "Und wir kamen auf die Idee: Wir bauen einfach weiter."

Das Feriendorf brauchte sowieso einen neuen Spielplatz. Im August dieses Jahres öffnete der Bibelpark. Als nächste Stationen sollen Adam und Eva sowie die Mauern von Jericho folgen. Das Alte Testament sei offen für viele Religionen, begründet der Geschäftsführer die Festlegung auf den ersten Teil der Bibel.

Das Feriendorf bietet auch Seminare für Firmen an. Manche schicken ihre Auszubildenden in den Vogelsberg. "Jedes Unternehmen, das weltweit tätig ist, muss religiös denken. Wir haben sehr viele religiöse Menschen auf der Erde", sagt Straub. Die Auszubildenden bekommen zum Beispiel die Aufgabe gestellt, ein Dorf zu bauen: Sie setzen sich Regeln, wählen einen Bürgermeister, zimmern aus Brettern, Nägeln und Seilen eine Schule, eine Kneipe, die Kirche. Das schult die Teamfähigkeit.

Im Turm zu Babel diskutieren sie: Wo wollen wir noch hin, müssen wir wirklich immer höher? Hubert Straub versammelt eine Kindergruppe um den runden Tisch im Turm. Alle sollen sich so klein machen wie das kleinste Mädchen. "Wenn alle sich klein machen, fällt mehr Licht auf den Tisch." Manchmal ist es wichtig, nicht der Größte zu sein. (epd)