Wofür eine Kollekte gut sein kann

EKD-Sportbeauftragter überbringt Spende für den SV Koldingen

25. März 2011

Prälat Bernhard Felmberg und die Jugendkicker aus Koldingen

Hoher Besuch aus der Hauptstadt beim SV Koldingen (bei Hannover): Der Sportbeauftragte der EKD, Prälat Dr. Bernhard Felmberg, war gekommen, um mit den Fußballern der E- und F-Jugend zum Auftakt der Freiluftsaison die gerade neu angeschafften Trainingstore auszuprobieren. In strahlender Sonne wurde sofort drauflos gekickt. „Ein Termin ganz nach meinem Geschmack“, schmunzelte Felmberg. Ihm ist es zu verdanken, dass der Verein jetzt zwei nagelneue, kleine Aluminiumtore sein Eigen nennt – ihm und den Fans des Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Denn als Trainer Michael Reichel, Mitarbeiter des EKD-Kirchenamtes, den Prälaten auf eine mögliche Unterstützung der Jugendmannschaft angesprochen hatte, hatte dieser sofort eine Idee.

„Vor jedem Heimspiel von Hertha findet in der Kapelle des Olympiastadions eine Andacht statt“, erzählt der fußballbegeisterte Theologe. „Und am Schluss gibt es eine Kollekte. Warum diese Kollekte also nicht mal zugunsten eines Vereins wie des SV Koldingen verwenden?“ Gesagt – getan. Und die Fans in Berlin zeigten sich großzügig. „Zu den Andachten kommen Präsidiumsmitglieder, Sportler, Mitarbeiter und Fans, zwischen 30 und 70 Personen. Wir haben einen festen Stamm, der regelmäßig dabei ist, aber auch solche, die einfach mal vorbei schauen.“ Dann wird gesungen und gebetet: Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch oder auch mal vom Liedzettel mit Gitarrenbegleitung.

Nach Meinung vieler Experten ist die Kapelle in Berlin die schönste Stadionkapelle der Welt. In einem Oval mit goldener Wandverkleidung bietet sie mit Bibelversen in 18 verschiedenen Sprachen Besuchern aus aller Welt ein Stück Heimat. Seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 steht die Kapelle Sportlern und Fans zur Verfügung. Sie ist ein ökumenischer Andachtsraum: Katholische und evangelische Christen nutzen die Kapelle gemeinsam. Bewegt man sich auf sie zu, so erkennt man einen Bibelvers, der dem sechzehnten Kapitel des Matthäusevangeliums entstammt. Er lautet: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“

Wird in den Andachten auch für den Sieg der eigenen Mannschaft gebetet? „Beim Beten gibt es keine Zensur,“ sagt Felmberg. Wichtig sei aber vor allem, dass man alle Sorgen, Nöte und Freuden vor Gott bringen könne. Und die Freude kann man eben auch teilen – wie in diesem Fall mit den kleinen Stürmern des SV Koldingen. Bei der Kollekte im Berliner Olympiastadion kam genug zusammen, dass die neuen Trainingstore angeschafft werden konnten.

Es sind kleine Tore, die keinen Torwart erfordern. „Das ist in der Altersklasse wichtig“, erklärt Michael Reichel. „Die Spielpositionen sind noch nicht festgelegt, die Jungen sollen verschiedene Positionen ausprobieren – da müssen alle mal als Verteidiger, Libero oder Stürmer dran kommen.“ Und so können dank der Trainingstore in der neuen Saison auch die Torwartkandidaten raus aufs Feld. Der Prälat in Berlin, der im Hauptberuf Bevollmächtigter der EKD bei der Bundesregierung und der Europäischen Union ist, nahm aus Koldingen nicht nur einen Fanschal mit, sondern auch beeindruckende Berichte vom ehrenamtlichen Engagement in diesem 300 Mitglieder zählenden Verein. Das Vereinsheim wurde in den letzten Jahren durch die Mitglieder neu gebaut, das Fußballfeld soll bis nächstes Jahr durch ein zweites Spielfeld erweitert werden. Zur Einweihung wollen die Koldinger prominenten Besuch einladen – vielleicht ja von Hertha BSC Berlin.