Janosch und seine Bande

Der Schöpfer von Tiger, Bär und Tigerente wird 80 Jahre alt

11. März 2011

Janosch

Wie der Kinderbuchautor und Illustrator Janosch am 11. März seinen 80. Geburtstag feiern wird, ist bislang nicht bekannt. Fest steht: Dem weltberühmten Schöpfer von Figuren wie dem Tiger und dem Bär, Löwenzahn und Seidenpfote, dem Reiseesel Mallorca oder Kasper Mütze sind große Feste und Menschenansammlungen ein Gräuel. Janosch, der als Horst Eckert 1931 in einer Bergarbeitersiedlung im oberschlesischen Hindenburg (heute Zabrze) geboren wurde, gilt als eigenwillig und widerborstig.

1960, also mit 29 Jahren, zeichnete er sein erstes Kinderbuch, "Die Geschichte von Valek dem Pferd". Den Künstlernamen "Janosch" soll er sich auf Anraten seines Verlegers zugelegt haben. Zuvor hatte er Schmied gelernt, in Krefeld eine Textilfachschule besucht, in München Probesemester an der Akademie der Bildenden Künste abgelegt. Heute hat Janosch mehr als 100 Kinderbücher veröffentlicht, die in fast 30 Sprachen übersetzt wurden und sich weltweit millionenfach verkaufen.

Aus Anlass des 80. Geburtstags hat die Verlagsgruppe Beltz, in der viele Bücher des Autors erschienen sind, den Jubiläumsband "Janoschs tierische Parade" herausgegeben mit insgesamt 22 Tiergeschichten zum Vorlesen. Darunter finden sich auch "Die Fiedelgrille und der Maulwurf", "Die Tigerente und der Frosch", "Der Löwe Hans" und das "Morgenlied eines Katers an die Sonne". Natürlich sind alle Janosch-Geschichten auch mit Janosch-Bildern illustriert. "Wer das hier gelesen hat, braucht sich vor nichts mehr zu fürchten", heißt es auf der Rückseite des Bandes.

Die ARD und der Kinderkanal KI.KA zeigen ab März die Zeichentrickserie "Die Tigerentenbande" nach einem Janosch-Buch. Und am Dehnberger Hoftheater im nordbayerischen Lauf bei Nürnberg findet zwei Tage vor seinem runden Geburtstag die Uraufführung der ersten Janosch-Oper nach Motiven seines sicherlich berühmtesten Buchs "Oh wie schön ist Panama" statt, für das er 1979 den Deutschen Jugendbuchpreis erhielt. Erzählerin in der Oper ist die Tigerente.

Janoschs liebevoll gezeichneten und beschriebenen Figuren stehen mit ihrer lebensbejahenden Einstellung für Werte wie Freundschaft, Freiheit und Fantasie. Die Kleinen und die Benachteiligten sind die Starken, die Großen meist die Dummen.

Der Erfinder, Erzähler und Zeichner selbst ist mit seinen ewig jungen Figuren alt geworden und doch jung geblieben, wissen Galeristen und Museumsleute, die in den vergangenen Jahren bundesweit immer wieder Ausstellungen zu Janoschs Werk gezeigt haben. Dabei wurde deutlich, dass der Jubilar weit mehr als "nur" Tigerenten zeichnen kann. Mal bannt er ganz abstrakte Motive aufs Papier, mal widmet er sich dem erotischen Verhältnis von Mann und Frau und gerne auch der Institution Kirche.

Seine katholische Erziehung sei das Schlimmste gewesen, das ihm im Leben widerfahren sei, hat er mehrfach erklärt. Entsprechend kritisch und manchmal überspitzt stellte er die institutionalisierte Kirche dar. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) bezeichnete ihn darum einst gar als "falschen Propheten", dem man nicht länger "Zugang zu unseren Kinderzimmern" gewähren sollte.

Janosch hat sich allerdings nie den Mund und nie den Zeichenstift verbieten lassen. Sein ehemaliger Lektor Hans-Joachim Gelberg nennt ihn einen der ganz wenigen Autoren der Kinderliteratur, der "so frei und ungefiltert erzählen kann."

Mit seinen 80 Jahren und dem dicken weißen Schnauzbart erinnert der Künstler mehr denn je an den alten Onkel Popov aus einem seiner Bücher, dessen bester Freund ein Siebenschläfer mit dem Namen Piezke ist. "Alter ist die beste und schönste Zeit im ganzen Leben", zitiert ihn sein Verlag wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag, "Schmerzen, die einen einst umbringen konnten, sind heute von einer himmlischen Leichtigkeit, das schiebt man weg wie einen Sommerwind. So lang das noch gelingt. Und nichts ist mehr wichtig...".

Mit seiner langjährigen Lebensgefährtin lebt Janosch seit Jahrzehnten auf Teneriffa, wo er "am liebsten in seiner Hängematte döst", wie er sagt. Weg von dort zieht ihn offenbar nichts. "Heimat trage ich immer bei mir. Sie liegt mehr oben. Also im Himmel, zwischen zwei Sternen." (epd)