„Es ist genug für alle da“

52. Aktion von "Brot für die Welt" beginnt am 1. Advent

27. November 2010

„Es ist genug für alle da“

Die Gründe für den Hunger sind vielfältig, die Lösung dagegen stets gleich. Selbst wenn die Beseitigung der Ursachen für den Hunger klar und offensichtlich sind, geschieht oftmals wenig oder überhaupt nichts. Vor allem den Industrienationen fehle der politische Wille, selbst aktiv zu werden und sich für die Hungernden einzusetzen, erklärt die Direktorin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, dabei seien sie meist die Verantwortlichen.

Am Beispiel der Garo, einem Volksstamm in der Region Madhupur im Norden von Bangladesch wird das deutlich: eigentlich ging es den Garo über Generationen hinweg sehr gut, bis zu drei Ernten im Jahr waren die Regel, die dichten Wälder sorgten für eine gute Atmosphäre und versorgten die Menschen mit allem, was sie brauchten. Jetzt wird die Wald gerodet, um Platz für gewaltige Exportplantagen zu schaffen. Global agierende Lebensmittelkonzerne erklären das Land zu ihrem Besitz. Enorme Geschäfte sind geplant, denn das angebaute Obst lässt sich in die reichen Industrienationen verkaufen. Ob die geplanten Gewinne tatsächlich realisiert werden, ist offen – die Tische Europas sind schließlich bereits gut gedeckt. Die Garo aber sind auf den Wald angewiesen wie auf das tägliche Brot.

Ein anderer Punkt sind nachwachsende Rohstoffe. Hier wird das Land nicht mehr zur Nahrungsmittelproduktion, sondern zur Energiegewinnung genutzt – das Ergebnis ist das gleiche. Weltweit wird fruchtbarer Boden allmählich knapp. Wenn nicht nur Nahrungsmittel- oder Energiekonzerne ihre Muskeln spielen lassen, sondern auch Staaten dieser Entwicklung wohlwollend gegenüberstehen, dann wird es eng für Minderheitenvölker wie die Garo. Und der Trend setzt sich fort, denn für Investoren ist es derzeit attraktiver, in Rohstoffmärkte und in Landwirtschaft zu investieren als in Immobilien und Industrie. Knappe Ressourcen und Hunger sind dabei schon fast einkalkuliert.

Eine internationale Regelung tut Not; nur wenn sich möglichst viele Staaten zusammen tun, lässt sich dem Landraub Einhalt gebieten. Das müsse eine vordingliche Aufgabe des G20-Gipfels in Südkorea werden, fordert Füllkrug-Weitzel. Die Bundesregierung könne dabei auch eine Führungsrolle übernehmen.

Brot für die Welt hat für seine 52. Aktion, die am 1. Advent mit einem feierlichen Gottesdienst in der Marktkirche zu Wiesbaden beginnt, exemplarisch die Garo zum Schwerpunktprojekt gewählt. Schon seit Jahren unterstützt das Hilfswerk das kleine Minderheitenvolk in Bangladesch und setzt sich für die Wahrung der Zugangschancen für alle nötigen Grundressourcen ein. Der Kirchenpräsident der gastgebenden Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, betont, dass „Brot für die Welt“ keine Almosen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe gebe und damit die Würde der notleidenden Menschen wahre. Das Hilfswerk sei anwaltschaftliches Sprachrohr für Menschen in Not. Und wenn neben der ganz konkreten Hilfe vor Ort auch ein Bewusstsein für die ungleiche Chancenverteilung geschaffen wird, ein Wille, etwas gegen den weltweiten Hunger zu unternehmen erkannt sich allmählich durchsetzt, dann ist schon einiges erreicht, denn eigentlich ist in der Tat genug für alle da – man muss es aber auch teilen wollen.