Ist Fairness Utopie und Fairplay Luxus?

Und was hat Vincent van Gogh mit "fair" zu tun?

08. Februar 2002


Sind Sie fair? Oder bluffen Sie gern? Gehört Fairness in Lebensbereiche, in denen gekämpft wird, wie Politik oder Wirtschaft? Bezeichnet Fairness eine bestimmte Form des Umgangs mit dem Gegner? Haben Sie Gegner? Achten Sie sie als Partner? Hat das Prinzip Fairness überhaupt eine Chance, sich in unserer Gesellschaft, in der taktische Vorteilnahme und Verletzung der Normen zum Vorsatz gehören, durchzusetzen?

Was ist Fairness? Das englische Wort reicht von Inhalten wie schön, geziemend, höflich, aufrichtig, direkt, ehrlich, ruhig und gemessen bis sanft, gleichberechtigt und unparteilich. Wer fair ist, beachtet die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze, hält sich an die Prinzipien des Anstandes, des Taktes, der Gepflogenheiten. Wo Fairness herrscht, sind Zivilcourage und Gewaltlosigkeit, Aufrichtigkeit und Liebe zur Gerechtigkeit nicht fern.

Es erfordert Toleranz und Ausgeglichenheit, einen Gegner fair zu behandeln. Aber auch die Fairness selbst hat Gegner: die List und die Finte, den Trick und den Betrug. Wo mit harten Bandagen gekämpft wird, wo nur zählt, die Nummer eins zu sein, ist die Verführung groß, fünfe gerade sein zu lassen, die Spielregeln schon mal zu verletzen und zum eigenen Vorteil auszunutzen. Gewinnsucht und Erfolgsdruck lassen dem Geist der Fairness keinen Raum. Fair Play wird zum Luxus, Fairness zur Utopie.

Fairness meint anständiges Verhalten im täglichen Leben, doch der Begriff wurde mehr und mehr auf den Bereich des Spiels eingeengt. Zahlreich sind die Fairplay-Kampagnen des Sports. Die bekannteste vielleicht: Fair geht vor. "Fairness", definiert das 'Lexikon der Ethik im Sport', "zeigt sich im Rahmen sportlicher Wettkampfhandlungen im Bemühen der Sportler, die Regeln konsequent und bewusst auch unter erschwerten Bedingungen einzuhalten." Fair geht vor. Geht fair vor? Der englische Schriftsteller George Orwell schrieb schon 1948: "Ernsthafter Sport hat nichts mit Fair Play zu tun."

Was ist fair? Der Maler Vincent van Gogh hat es so gesagt: "Man müsste sich ein bisschen Sonne suchen, ohne einen anderen in den Schatten zu drängen."