In Flüchtlingscamps lauern viele Krankheiten

Diakonie Katastrophenhilfe besorgt über Lage in pakistanischen Zeltdörfern

31. August 2010

Foto von der Medikamentenausgabe in Pakistan. (Foto: Thomas Lohnes/Diakonie Katastrophenhilfe)

Zwar beginnt der Wasserpegel zu fallen. Doch die Diakonie-Katastrophenhilfe ist besorgt über die Lage in den Zeltdörfern. Aus dem Katastrophengebiet berichtet Rainer Lang für das evangelische Hilfswerk:

Eiterbeulen haben sich im Gesicht des Jungen gebildet und sein Auge ist schwer entzündet. Das kommt vom verunreinigten Wasser, erklärt der Arzt Mahmood Jan. Seine mobile Klinik betreut an diesem Tag Flutopfer, die in Zelten am Rand der Straße von Nowshera nach Peschawar im Nordwesten Pakistans leben. Ein Team der Diakonie Katastrophenhilfe zeigt sich im Gespräch mit dem Arzt besorgt über die Hygiene in den Camps, besonders über die Lage von Frauen und Kindern. Das evangelische Hilfswerk verteilt Hygieneartikel und will sich noch stärker im Gesundheitsbereich engagieren.

Die meisten Krankheiten entstehen wegen mangelnder Hygiene und könnten sich schnell ausbreiten, warnt der Mediziner. Mahmood Jan zählt eine Erkrankungen auf, die seiner Beobachtung unter den zahllosen Flutopfern, die in Notunterkünften leben, epidemisch geworden sind: Durchfall, Hautkrankheiten und Augeninfektionen. Weil sie durch direkten Kontakt übertragen werden, könnten sie sich in den kommenden Wochen unter den beengten Bedingungen in den Zeltdörfern schnell ausbreiten, warnt der Arzt.

Es sind die typischen Krankheiten, die nach einer Katastrophe in den oft notdürftig eingerichteten Zeltdörfern und den beengten Verhältnissen dort ihren Nährboden finden. Es sind jedoch zum Glück meist keine so schweren Erkrankungen wie Cholera, die tödlich verlaufen können. Diese seien bislang nur punktuell aufgetreten, sagt Jan. Das bestätigt ein deutscher Arzt. Sein Team habe mit den Krankheiten ähnliche Erfahrungen gemacht.

Trotzdem sind nach Ansicht von Jan mehr mobile Einsatzteams nötig, um eine flächendeckende Versorgung der Flutopfer zur gewährleisten. Seiner Ansicht nach reicht die Kapazität der Kliniken in Nowshera und Charsadda nicht aus, zumal die Flut diese Krankenhäuser beschädigt hat. Außerdem sei der Weg dorthin für viele Kranke zu weit.

Den Patienten, die zu ihm kommen, kann er entsprechende Medikamente verschreiben, die sein Kollege am Kofferraum des Kleinbusses ausgibt. Nach Einschätzung von Jan gilt es, nach einer Katastrophe grundsätzlichen Gefahren vorzubeugen. Der Arzt erklärt weiter: Viele Flutopfer haben nicht genügend zu essen. Dies schwächt die Abwehrkräfte und lässt besonders Kinder und ältere Menschen anfällig für Krankheiten werden. Deshalb will die Diakonie Katastrophenhilfe im Distrikt Nowshera schnell Hygienesets an möglichst viele Flüchtlinge verteilen, damit sie gesund bleiben.

Während Jan vor dem Bus am Straßenrand seine Patienten untersucht und Rezepte für Medikamente gegen Erkältungen, Rückenschmerzen, wunde Füße oder Durchfall ausstellt, wartet seine Kollegin im Bus auf Patientinnen. Besonders für schwangere Frauen und Babys sei die Situation in den Lagern extrem schwierig und gefährlich, sagt Jan. Nahezu überall würden gefährliche Keime lauern. Die Frauen hätten meist keine Wahl, sie müssten in den Zelten entbinden, bedauert der Arzt. Für viele sei der Weg in die Kliniken einfach zu weit.