„Der Bußtag boomt“

Kirchlicher Feiertag nach wie vor wertvoll für die Menschen

20. November 2000


In dieser Woche wird der Buß- und Bettag gefeiert. Seit einigen Jahren ist er kein gesetzlich geschützter Feiertag mehr (nur noch im Freistaat Sachsen), sondern Werktag. Aber damit ist der Buß- und Bettag nicht abgeschafft. Nach wie vor wird er in Gottesdiensten gefeiert, oft am Abend, in manchen Gemeinden aber auch weiterhin am Vormittag. „Der Bußtag boomt“ – dies wurde in den vergangenen Jahren aus vielen Städten und Kirchengemeinden berichtet. Seit seiner Abschaffung als gesetzlicher Feiertag sind seine Gottesdienste und Veranstaltungen offenbar vielen Menschen wieder wertvoller geworden. Martin Luther hat in der ersten seiner 95 Thesen das ganze Leben als stete Buße bezeichnet, die nicht nur äußerlich sein darf, sondern die eine Umkehr im Geist und in der Wahrheit ist. Die Buße braucht feste Haftpunkte, und der Buß- und Bettag ist ein solcher Haftpunkt. Er ist wichtig, weil er die Menschen selbst mit einbezieht in das Nachdenken über das Leben, das sie verfehlen und in dem sie viel schuldig bleiben.

So ist dieser Tag der Anlass, dass die Menschen in sich gehen und sich fragen, inwieweit sie an der Unordnung und Bosheit dieser Welt teilhaben und mitschuldig sind. Der Buß- und Bettag ist ein Angebot. In einer Welt, die oft weithin auf Autobahnen und in Flugzeugen, vor dem Computer oder mit anderen technischen Einrichtungen verbracht wird, brauchen die Menschen nicht weniger, sondern mehr Zeit zur Besinnung auf sich selbst, für gewissenhaftes Nachdenken, für Buße. Wir alle brauchen Zeiten, in denen wir innehalten und uns auf den Grund und das Ziel unseres Lebens besinnen können. Solche Tage gehören zum Wertvollsten, was Gott uns anbietet. Diese Chance sollten wir wahrnehmen und den Buß- und Bettag feiern wie bisher. Wir sehen uns – in der Kirche!