Lutheraner tagen in Deutschland

Einsatz für eine gerechtere Welt

15. Juli 2010

Das Logo der LWB-Vollversammlung in Stuttgart

„Umsetzbare Beschlüsse“ erwartet der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank O. July, von der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB), die vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart tagt. Er hoffe auf einen „visionären Pragmatismus“, der zu „zwei, drei konkreten Verabredungen“ führe. Nur so sei eine Nachhaltigkeit der Arbeit des LWB gewährleistet. Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB), Landesbischof Johannes Friedrich (München), empfiehlt, den Blick über die Landesgrenzen hinweg zu richten. Die Zusammengehörigkeit im Rahmen der lutherischen Weltfamilie bewahre vor Provinzialismus in Theologie und Spiritualität. „Dass wir als Lutheraner Teil einer weltweiten Kirche sind, zeigt sich am deutlichsten bei der Vollversammlung“, so Friedrich, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Vor diesem Hintergrund hoffe er darauf, dass von der Vollversammlung „kräftige Impulse“ auch für die Arbeit der Kirchen hier zu Lande ausgehen.

Die Vollversammlung tagt erstmals seit 1952 wieder in Deutschland. Auf Einladung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg findet das Treffen in Stuttgart statt. Neben mehr als 400 Delegierten – allein die 13 Mitgliedskirchen des DNK sind mit insgesamt 62 Personen auf der Vollversammlung vertreten – und ebenso vielen offiziellen Beratern und Gästen werden ca. 800 weitere Besucher erwartet. Die Vollversammlung steht unter dem Motto der Vaterunser-Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Konkret geht es um Klimawandel, illegitime Auslandsschulden sowie HIV und Aids.

Der LWB ist eine globale Gemeinschaft von christlichen Kirchen lutherischer Tradition. 1947 in Lund (Schweden) gegründet, zählt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen in 79 Ländern weltweit, denen rund 68,5 Millionen Christen angehören. Das Sekretariat befindet sich in Genf unter der Leitung von Generalsekretär Pfarrer Ishmael Noko. Er wird Ende Oktober nach sechzehn Jahren Tätigkeit für den LWB in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger ist bereits bestimmt: der chilenische Pfarrer Martin Junge. Er arbeitet bereits seit 2000 als LWB-Sekretär für Lateinamerika und die Karibik. Präsident des Lutherischen Weltbundes ist Bischof Mark S. Hanson aus den USA. Wer seine Nachfolge antritt, wird in Stuttgart entschieden. Drei Mal kamen die Präsidenten aus deutschen Kirchen: Hanns Lilje (Hannover), Johannes Hanselmann (München) und Christian Krause (Braunschweig). Als Schatzmeister fungiert Peter Stoll aus Deutschland. Der LWB handelt im Namen seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, wie z.B. ökumenische und interreligiöse Beziehungen, Theologie, Not- und Katstrophenhilfe, internationale Angelegenheiten und Menschenrechte, Kommunikation sowie Missions- und Entwicklungsarbeit.

Zwischen den Vollversammlungen, an denen Delegierte aller LWB-Mitgliedskirchen teilnehmen, führen der jährlich tagende 49-köpfige Rat des LWB und sein Exekutivkomitee die Geschäfte des LWB.

In Stuttgart werden die Delegierten der LWB-Mitgliedskirchen grundlegende Entscheidungen zur zukünftigen Arbeit und Ausrichtung des LWB treffen. Sie werden Erfahrungen austauschen, sich mit Fragen und Themen, mit denen ihre Kirchen konfrontiert sind, beschäftigen, und gemeinsame Gottesdienste feiern, in denen die kulturelle Vielfalt der Teilnehmenden ihren Ausdruck finden. Generalsekretär Noko drückt es so aus: „Eine Vollversammlung ist ein Ort der Begegnung für die Mitgliedskirchen, eine Gelegenheit, die gemeinsame Verpflichtung auszudrücken und sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen. Für die einladende Kirche ist sie eine Gelegenheit, ein Fest der Gemeinschaft zu feiern.“ Erwartet werden auch Gäste aus der weltweiten Ökumene – vom Reformierten Weltverband (WARC), vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), von den orthodoxen Kirchen, von der römisch-katholischen Kirche, von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) – ebenso Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft.