"Ungesagtes muss verdeutlicht werden"

Synode diskutierte das Thema "Christen und Juden"

8. November 2000


Der heutige Synodentag stand ganz im Zeichen der Beratungen des Kundgebungsentwurfs zum Thema "Christen und Juden" - 50 Jahre Erklärung von Weißensee. Der Präses der Synode, Jürgen Schmude, sagte, bei der Schulderklärung von 1950 sei manches "ungesagt" geblieben, was aus heutiger Sicht verdeutlicht werden müsse. Das Schuldeingeständnis der Synode von Berlin-Weißensee soll durch die geplante Kundgebung erweitert werden. Die Protestanten hätten durch "aktives Tun" zu der Katastrophe beigetragen. Bei der Einbringung des Kundgebungsentwurfs unterstrich der Kölner Theologe und Synodale Johann Michael Schmidt, dass die Kirche in der NS-Zeit nicht nur durch "Unterlassen und Schweigen" schuldig geworden sei. Die Kirche habe durch ihre "unheilvollen Tradition" der Judenfeindschaft die systematische Vernichtung des europäischen Judentums erst ermöglicht, sagte Schmidt. Die gründliche Aufarbeitung dieser Schuld sei nach 1945 zunächst versäumt worden.

Erst 30 Jahre nach Kriegsende sei die erste grundlegende Studie des Rates der EKD über das Verhältnis von Christen und Juden erschienen. Zusätzlich wird die Synode eine Erklärung zu den Anschlägen auf jüdische Einrichtungen und zur Bedrohung jüdischer MitbürgerInnen beraten. Darin soll auch in deutlicher Form vor Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gewarnt werden. Weiterhin befasste sich die Synode in einer ersten Lesung mit dem Haushaltsplan der EKD für das Jahr 2001. Am Mittwoch beraten die Ausschüsse der Synode die umfangreichen Vorlagen und Anträge, die ab Donnerstag zur Beschlussfassung anstehen.