„Vertraut den neuen Wegen“

Erwachsenentaufe in der deutschsprachigen Gemeinde in Damaskus

22. Juni 2010

Taufe in Damaskus (Foto: Privat)

Die in Damaskus lebende deutschsprachige Gemeinde hat sich mitten im verwinkelten christlichen Viertel der Altstadt versammelt. Das Lied "Vertraut den neuen Wegen" wird in der Ananias-Kapelle angestimmt. Im darüber liegenden Haus soll der Jude Ananias den erblindeten Saulus geheilt haben. Die frühchristliche Kellerkapelle gilt als eine der ältesten christlichen Gebetsstätten in Damaskus.

An diesem Tag findet dort erneut etwas Besonderes statt: Ein junger Mann, der an der deutschen Botschaft Dienst tut, wird von Pfarrer Jonas Weiß-Lange getauft. Dieser Erwachsenentaufe ist ein mehrmonatiger Taufunterricht vorausgegangen. Immer, wenn Pfarrer Weiß-Lange in Damaskus zu Gottesdienst und Konfirmandenunterricht war, bereiteten sich die beiden auf die Taufe vor. Seit September 2009 ist Jonas Weiß-Lange Pfarrer der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Beirut und damit auch für Syrien zuständig.

An einem Samstag trifft sich nun die Gemeinde an dem Ort, an dem auch Paulus Christ wurde. 35 Erwachsene und sechs Kinder füllen den kleinen Kirchraum und lassen sich auch nicht von den Touristen stören, die hin und wieder hineinkommen. Eine kleine Gruppe aus der Schweiz bleibt sogar und feiert das Abendmahl mit.

Auch Paulus kommt im Gottesdienst zu Wort: eine junge Frau liest aus dem "Hohen Lied der Liebe". In der Predigt wird der Text ausgelegt, und die kleine Kapelle erscheint wie in einem anderen Licht, als von der Liebe die Rede ist.

"Bewahre uns Gott, behüte uns Gott" – dieses Lied stimmt die Gemeinde vor dem Schlußsegen an. Die Bitte kommt der Gemeindegruppe in Damaskus beherzt über die Lippen. Zwar leben sie in Syrien ohne größere Einschränkungen und Bedrängung. Aber die wenigen evangelischen Deutschen im Land bilden doch eine verschwindende Minderheit. Gelegenheiten, zusammen zu kommen, tun dieser Diasporagemeinde gut – so auch dieser Gottesdienst: dem Täufling und seiner Frau, die extra aus Deutschland angereist war, Angehörigen der deutschen und der österreichischen Botschaften und allen Gemeindegliedern, der Lebensmittelpunkt schon seit Jahrzehnten die faszinierende Hauptstadt Syriens ist.