Hier raucht eigentlich jeder Berg

Pfarrkonferenz der deutschen Gemeinden Lateinamerikas

29. April 2010

Pfarrkonferenz der deutschen Gemeinden Lateinamerikas

Während die Aschewolke des Eyjafjallajökull über Europa hing und den Referenten aus dem Kirchenamt die Teilnahme an der alljährlichen Regionalkonferenz der Pfarrerinnen und Pfarrer in deutschsprachigen Gemeinden in Lateinamerika verwehrte, schauten die Kollegen gelassen in den rauchenden Krater des Poas und dachten nur: Die spinnen die Europäer. Hier raucht eigentlich jeder Berg.

Aus zehn verschiedenen Ländern Mittel- und Südamerikas kamen die entsandten Pfarrer und Pfarrerinnen der EKD mit ihren Partnern und Familien für eine Woche in St. Josè in Costa Rica zur Pfarrkonferenz zusammen. Die Geistlichen sind in Gemeinden unserer Partnerkirchen in Chile, Brasilien, Argentinien und Paraguay tätig oder in Einzelgemeinde in den großen Metropolen Lateinamerikas, in denen evangelische Christen deutscher Sprache und Herkunft an ihrer religiösen und kulturellen Heimat festhalten und ihren Glauben in ihrer Muttersprache feiern.

Das Thema der Tagung war brisant: Es ging um die Pfingstkirchen, die auf dem lateinamerikanischen Kontinent ein rasant wachsendes Phänomen darstellen, die im Spektrum dessen, was gemeinhin als „evangelisch“ bezeichnet wird, die größte christliche Gruppe bilden und die mit Aufsehen erregenden Missionskampagnen und mit spektakulären Heilungsgottesdienstes nicht nur gigantische Kinosäle, sondern ganze Fußballstadien füllen. Die Theologie und die Praxis dieser Bewegung sind nicht unumstritten. Exorzismen, die Menschen psychisch unter Druck setzen, ein allzu offensichtliches Interesse an den Einkünften, die große Mitgliederzahlen bedeuten, eine plakative Prosperity-Verkündigung sind Stichworte, mit denen sich die Kritik an der Pfingstbewegung beschäftigt.

Mit dem pfingstlichen Theologen Dr. Daniel Chiquete aus Mexiko sind die EKD-entsandten Pfarrerinnen und Pfarrer in einen spannenden Dialog über das Pfingstlertum eingetreten. Die Pfingstgemeinden selbst betreffen die deutschsprachigen Gemeinden nur am Rande. Sie werden vor allem wegen der Lautstärke und der spektakulären Vorkommnisse (Zungenreden, angebliche Heilungen) in ihre Gottesdiensten und Versammlungen wahrgenommen wird, nicht aber wie bei vielen anderen einheimischen evangelischen Gemeinden der historischen reformatorischen Kirchen als Bedrohung und Konkurrenz erlebt. Die Tagung in St. Josè war geprägt von dem gegenseitigen Respekt für eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung der biblischen Botschaft und der ethischen und geistlichen Konsequenzen einer Bekehrung zu Jesus Christus als dem Herrn und Retter des Einzelnen und der Welt.

Ein Element pfingstlicher Theologie hat die Gruppe im Laufe der Tagung erproben können, nämlich, dass da wo der Geist Gottes weht, christliche und geistliche Gemeinschaft aufblüht und stärkt und dass das Gelingen einer Pfarrkonferenz nicht von den Gästen aus dem Kirchenamt in Hannover abhängt. Schön, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Tagung trotzdem eine herzliche Einladung an die EKD-Referentin und die Sachbearbeiterin für Lateinamerika ausgesprochen und die Hoffnung bekräftigt haben, dass im nächsten Jahr, wenn sich alle in Mexiko wiedersehen werden, wieder nur die mittelamerikanischen Vulkane rauchen werden...