Die Hilfe erreicht Chile

Hoffnungsschimmer nach dem Schrecken

05. März 2010

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Es ist schon wieder einige Tage her, dass uns die dramatischen Bilder aus dem südamerikanischen Staat erreicht haben. Längst dominiert die Naturkatastrophe nicht mehr die Titelseiten der Zeitungen - wir wenden uns anderen Themen zu. Die Chilenen in Santiago oder Concepción können das natürlich nicht tun, zu schwer sind die Zerstörungen und zu groß ist die Zahl der Opfer. An den Folgen des Bebens wird Chile noch lange zu tragen haben. Und doch ist bei all dem ein Hoffnungsschimmer zu spüren. Es hat sich gezeigt, dass dieses für uns so weit entfernte Chile tatsächlich in der Lage war, ein dermaßen starkes Erdbeben zu überstehen, wie man bei den Vereinten Nationen mit Bewunderung festgestellt hatte. Kaum eine andere Nation hätte das geschafft, erklärte die UN-Nothilfekoordinatorin Catherine Bragg in New York. Das konnte US-Außenministerin Hillary Clinton nur bestätigen. Man bewundere den Mut des chilenischen Volkes, hieß es aus amerikanischen Regierungskreisen.

Jetzt stehen die Aufräumarbeiten im Vordergrund. Noch sind weite Teile der Erbebenregion nur schwer zu erreichen, denn viele Straßen sind noch unpassierbar. Brücken sind eingestürzt und blockieren das Vorwärtskommen. Die Versorgung der Küstenstädte erfolgt daher fast nur per Schiff und durch die Luft. Internationale Hilfe ist auf dem Vormarsch und dank einer starken militärischen Präsenz sind auch die Plünderungen in den Städten zurückgegangen. Ist also bereits Zeit zum Aufatmen? Auch wenn viele Signale der Hoffnung aus Südamerika kommen, so gibt es doch unzählige Leidensgeschichten, die wir vielleicht nie erfahren werden: Familien, die Angehörige verloren haben oder denen buchstäblich das Dach über dem Kopf eingestürzt ist. Jetzt wissen sie nicht, wie es weitergehen soll.

Aus den evangelischen Gemeinden in Chile sind Augenzeugenberichte eingetroffen; sie umschreiben die Situation vor Ort in kurzen und knappen Sätzen. Héctor Carillo, ehemals Pfarrer in Coronel bei Concepción meldet beispielsweise: „Alicia hat mir per Handy mitgeteilt, dass sie alles verloren haben. Im Pfarrhaus in Coronel ist die Decke eingestürzt. Es gibt kein Wasser, kein Licht. Alle haben Angst vor Überfällen und Einbrüchen. Es gibt keine Lebensmittel mehr. Der Supermarkt wurde ausgeraubt und angezündet. Alicia schläft mit den Kindern draußen. Coronel ist isoliert. Nicht einmal die Sicherheitskräfte wagen sich noch dorthin.“

Oder Oscar Sanhueza – er ist Pfarrer in Concepción - schreibt: „Ein Großteil der Stadt ist zerstört. In Chiguayante haben einige Familien Zuflucht in der Kirche gefunden. Sie haben alles verloren. Wie es in Hualpen aussieht, weiß ich noch nicht. Dort ist der Tsunami drübergegangen. Ich schlafe draußen, meine Wohnung ist komplett zerstört. Es beginnt zu regnen. Nach Coronel ist kein Durchkommen. Es gibt kein Wasser und kein Benzin.“

Wie sich die Lage in Chile weiterentwickeln wird, kann kein Mensch sagen. Mehrere Nachbeben haben sich bereits ereignet und bis wieder so etwas wie ein Normalzustand herrscht, werden Monate oder Jahre vergehen. Die Menschen in den betroffenen Regionen werden weiter auf internationale Hilfen angewiesen sein. Daher bitten die Kirchen in Zusammenarbeit mit ihren Hilfsorganisationen und der Diakonie um Spenden. Die bereits angelaufene Hilfe ist bereits ein wichtiges Signal – aber sie darf nicht gleich wieder verstummen.