Dankbarkeit – Traurigkeit – Zuversicht

Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann

25. Februar 2010

Nikolaus Schneider, Katrin Göring-Eckardt und Margot Käßmann (von links) im Herbst 2009 bei der Synode in Ulm

Donnerstag, 25. Februar: Der Morgen danach. Tags zuvor ist Margot Käßmann von ihrem Amt als Vorsitzende des Rates der EKD und als hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten. Viele Menschen sind betrübt, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchenamtes der EKD in Hannover-Herrenhausen, in das an diesem Donnerstag freundlich die Sonne hinein flutet.

Das Echo in den Medien ist voller Respekt und Bewunderung für den Schritt von Margot Käßmann. Gradlinigkeit und das gebotene Maß an Konsequenz werden hervorgehoben, genauso wird gelobt, dass der Rat der EKD ihr zuvor deutlich den Rücken gestärkt hatte.

Natürlich überwiegt die Traurigkeit, denn Margot Käßmann hat viele Menschen begeistert und berührt. Sie brachte für viele frischen Wind in die evangelische Kirche und sorgte als erste Frau im EKD-Ratsvorsitz für Aufsehen und für weltweite Bewunderung. So mischt sich einerseits in die Traurigkeit bei vielen Dankbarkeit für das, was Margot Käßmann in den über zehn Jahren als Landesbischöfin in Hannover und in den knapp vier Monaten als Vorsitzende des Rates der EKD bewirkt hat.

Andererseits gehört es zur evangelischen Kirche, dass sie sich von unten nach oben aufbaut ist und von Gremien geleitet wird. Dieses Prinzip ist für die evangelische Kirche im Wortsinne wesentlich, auch wenn in den Medien durch die Konzentration auf eine Person in den vergangenen Monaten ein anderer Eindruck entstanden ist.

Offiziell ist in der EKD alles geregelt: So nimmt der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, der stellvertretende Vorsitzende des Rates, seit dem gestrigen Rücktritt von Margot Käßmann das Amt des Ratsvorsitzenden der EKD wahr. Die nächste Synode der EKD im November 2010 wird dann erneut, wie im Herbst 2009, vor der Aufgabe stehen, zusammen mit der Kirchenkonferenz Wahlen für den Ratsvorsitz und die Stellvertretung abzuhalten.

„Evangelisch aus gutem Grund“ – so hieß die Kampagne einer Landeskirche vor einigen Jahren, die sprichwörtlich geworden ist. Und so hegen an diesem Tag viele Menschen, die der Kirche nahe sind, neben den unvermeidlich traurigen auch wieder hellere Gedanken. Dankbarkeit, Traurigkeit und Zuversicht - es gibt Tage, in denen diese Gefühle ineinander greifen. Die Herrnhuter Losung des heutigen Tages stellt solcher Gefühlslage einen hoffnungsvollen geleitenden Vers zur Seite:

„Der Herr wird seinen Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise geben.“ (1. Mose 24, 40)