Mose-Geschichte im Kino

Warum die Zehn Gebote aktuell sind

19. Februar 2010

Szenenfoto von Moses aus dem Film Die Zehn Gebote

Sie gehört zu den zentralen Erzählungen der Bibel. Und sie ist wohl die bewegendste Geschichte des Alten Testamentes: Die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten – und darin eingebettet – die Überlieferung der Zehn Gebote. Politik und Gesellschaft fordern regelmäßig dazu auf, dass Christinnen und Christen sich an der Werte-Debatte beteiligen, mit diskutieren, wenn es um die Frage geht, was diese Gesellschaft in ihrem Innersten zusammenhalten und für alle gelten soll. Was liegt näher, als dabei an eben diese Texte zu erinnern, sie neu zum Leben zu erwecken. Etwa indem sie schlicht und einfach erzählt oder auch im Spielfilmformat auf die Leinwand gebracht werden.

„Die Zehn Gebote – Mose und das Geheimnis der steinernen Tafeln“ ist ein animierter Zeichentrickfilm, der  jetzt in die deutschen Kinos kommt. Dabei handelt es sich um eine Produktion der EKD MEDIA GMBH gemeinsam u. a. mit PROMENADE PICTURES in Verbindung mit der DEUTSCHEN BIBELGESELLSCHAFT und RTL im Verleih der Farbfilm. Der US-amerikanische Film für Kinder ab 6 Jahren wurde in der deutschen Fassung mit den Stimmen u. a. von Ben Becker, Otto Sander, Sky Du Mont, Leon Boden, Judy Winter und Heinrich Schafmeister synchronisiert.

Der Film soll unterhalten – aber auch zum Gespräch anregen. Eltern.de vergab dafür aktuell das Prädikat „Sehenswert, gute Unterhaltung“.

Für die Deutschen gilt – ob Christ oder Atheist: Das Gebot „Du sollst nicht töten“ kennen praktisch alle. Umfragen zufolge können drei Viertel aller Bundesbürger wenigstens vier der Zehn Gebote rekapitulieren, ein Viertel sogar alle. Die Wirkungsgeschichte der Zehn Gebote ist einmalig. Sie ist nicht auf Judentum und Christentum beschränkt. Die Gebote gelten als die Grundlage schlechthin für ethische Leitlinien, die das Zusammenleben der Menschen regeln helfen sollen. Thomas Mann nannte sie „die Quintessenz des Menschenstandes“ beziehungsweise das „Ewig-Kurzgefaßte, Bündig-Bindende, Gottes gedrängtes Sittengesetz“.

Die Zehn Gebote sind vom Glauben an Gott nicht ablösbar. Dem Zuspruch seiner Liebe und Zuwendung zu den Menschen korrespondiert das verantwortungsvolle Handeln jedes Einzelnen. Gottes- und Nächstenliebe bilden den Rahmen der Zehn Gebote. Die christlichen Kirchen interpretieren diese Gebote im Lichte des Evangeliums von Jesus Christus. Der Mensch stiftet sich seine Lebensgrundlagen nicht selbst, sondern nimmt sie als Geschenk, vorgegeben, an. Seine Antwort besteht in einer verantwortlichen Lebensgestaltung, die um die Bedingtheit menschlichen Handelns weiß, die an Sünde und Schuld nicht zerbricht, sondern im Vertrauen auf die freisprechende Gnade Gottes einen Neuanfang möglich macht.

Die Zehn Gebote zeigen Maßstäbe einer menschenwürdigen Gesellschaft auf. Ihr Sinn ist auch Nichtchristen einsichtig, die nach einem unverzichtbaren Humanum fragen, nach Verbindlichkeit in den allgemein menschlichen Zusammenhängen. Deshalb kann man durchaus von einem Gebot der Vernunft sprechen, die Zehn Gebote als Orientierungsrahmen zu begreifen. Es geht um die Bewahrung der Freiheit für alle.

Die Gebote stecken einen weiten Raum ab. Aber es ist offensichtlich mehr die Grenze, die fasziniert. Von dem, was verboten ist, scheint eine besondere Anziehungskraft auszugehen. In der Tat ist die Botschaft der Selbstbegrenzung meines Handelns der modernen Welt fremd. Autonomie, Wahlfreiheit – das sind die neuen Gebote. Und dabei hat jeder das Recht darauf, seine eigenen Fehler zu machen. Lernen aus Erfahrung. Das war schon immer so. Nur ja sich keiner fremden Autorität unterordnen. Autorität haben kann im Grunde nur etwas, das ich für mich Geltung gewinnen lasse, wenn ich mich kraft Einsicht, aus freien Stücken dafür entschieden habe. Ohne Gebote, ohne Grenzziehungen und Gesetze geht es aber nicht. Appelle reichen nicht aus.

Die Erfahrung lehrt, dass sich Einsicht nicht automatisch einstellt, weder beim Einzelnen noch in einer Gesellschaft. Verabredungen sind daher nötig, nicht nur im Blick darauf, was man unterlassen, sondern was man – positiv gewendet – tun soll. In seinen Auslegungen geht Martin Luther den Weg, die Gebote als solche zu begreifen und herauszuarbeiten, was es heißt, nicht nur nicht gegen Verbote zu verstoßen, sondern den Freiraum der Gestaltung des Guten zu sehen. Das ist noch etwas anderes als Moral. Konventionen können sich ändern. Da ist es gut, an die Zeit übergreifenden Normen der Zehn Gebote zu erinnern. Sie machen deutlich, was Gott für die Menschen getan hat und was dem Menschen und der Gesellschaft, in der er lebt, gut tut. Sie haben an Aktualität nichts verloren. Worte der Freiheit, das ist die eigentliche Überschrift über die Zehn Gebote. Sie dienen dem Leben.