Auch der Innenminister freut sich mit

Olympiapfarrer Thomas Weber: Begegnungen in Vancouver

18. Februar 2010

Von links nach rechts: Thomas Weber, Thomas de Maizière, Hans-Gerd Schütt

Es sind die eher zufälligen Begegnungen am Rande der Wettkämpfe, die die Tage der Olympischen Spiele zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. So treffe ich beim Shorttrack eine sympathische Familie aus Dresden. Wie sich im Gespräch schnell herausstellt, ist die Frau von Hause aus Pfarrerstochter und evangelische Religionslehrerin. Außerdem leitet sie das Sportgymnasium in Dresden. So kommen wir nicht nur auf die Situation der kirchlichen Gemeinden in einer ostdeutschen Großstadt zu sprechen, sondern auch auf die Sportförderung an ihrer Schule.

Sie erzählt mir, dass einige der Sportler, die zum deutschen Shorttrack-Team gehören und an den olympischen Wettbewerben teilnehmen, Schüler an ihrer Schule waren und dass sich über die Jahre ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihnen entwickelt hat. Sie lobt das engagierte Lehrerkollegium, das versucht, auf die sportlichen Anforderungen der Schülerinnen und Schüler Rücksicht zu nehmen und den schulischen Stoff in der wettkampffreien Zeit nachzuholen.

Die jungen Leute, so höre ich, bewältigen die Doppelbelastung, Schule und Hochleistungssport mit einer großen Disziplin und Ausdauer. Welcher Aufwand doch hinter den sportlichen Erfolgen steckt, wieviel hartes Training über viele Jahre hinweg! Wir verabschieden uns, und ich verspreche, im kommenden Jahr - wenn der Kirchentag in Dresden stattfindet - vorbeizuschauen und mir ihre Schule aus nächster Nähe anzusehen.

Bei der Siegerehrung für das 3.000-Meter-Eisschnelllaufrennen der Frauen begegne ich Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der auch für das Ressort Sport zuständig ist, und komme mit ihm ins Gespräch. Er fragt nach unserer Arbeit als Olympiapfarrrer und zeigt sich erfreut, dass es in der Olympiamannschaft nicht nur um Sieg und Niederlage geht, sondern gerade auch darum, dass die Menschen, die den Sport ausüben, als Persönlichkeiten wahrgenommen werden. Gemeinsam feiern wir dann die Silbermedaille der Eisschnellläuferin Stephanie Beckert.

Eine letzte Begegnung an diesem Tage findet schließlich noch am Ausgang der Skytrain-Station zu nächtlicher Stunde statt. Wir sind auf dem Weg nach Hause, als sich eine kurze Unterredung mit einer freiwilligen Olympiahelferin ergibt. (Die zahlreichen Volunteers erinnern mich an die große Zahl der Helferinnen und Helfer, die bei Kirchentagen im Einsatz sind und für einen reibungslosen Ablauf sorgen). Sie erzählt mir, dass sie in Deutschland geboren ist, aber bereits 45 Jahre im Osten Kanadas lebt. Wie alle anderen Volunteers auch musste sie sich einem Bewerbungsverfahren unterziehen. Die Bemühungen waren erfolgreich, und ihre Aufgabe ist es in diesen Tagen, VIPs im Hauptstadion die Plätze anzuweisen und zu bewirten.

Für ihre Arbeit werden den Volunteers vom kanadischen Organisationskomitee lediglich ein Anorak und eine Hose gestellt, außerdem gibt es einmal am Tag eine Mahlzeit. Um alles andere müssen sich die Volunteers selbst kümmern, einschließlich der Übernachtungsplätze. Trotzdem sind alle stolz, mithelfen zu dürfen und zum Gelingen der Spielen beitragen zu können. Die große olympische Begeisterung ist allen abzuspüren: Dabei sein ist alles.