Olympiapfarrer berichtet aus Vancouver

Kirchen werben für Fairness und Teamgeist bei Olympischen Winterspielen

11. Februar 2010

Der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber

Der Countdown läuft, die Spannung steigt: Am morgigen Freitag starten in Vancouver die XXI. Olympischen Winterspiele. Bis zum 28. Februar kämpfen mehr als 2.500 Athleten um die Medaillen in 86 Wettbewerben. Aus Deutschland reisen 153 Olympioniken in die westkanadische Stadt. Sie sind mit großem Tross unterwegs, müssen aber auch auf geistliche Betreuung nicht verzichten: Der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber ist gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Hans-Gerd Schütt Ansprechpartner für die deutsche Delegation.

Für den 49-jährigen Weber, im "normalen" Leben Gemeindepfarrer im westfälischen Gevelsberg bei Wuppertal, ist es bereits die dritte olympische Erfahrung: 2006 in Turin war er ebenso dabei wie vor anderthalb Jahren in Peking. Auch bei den Spielen in Vancouver, die das Leitwort "With glowing hearts" (Mit glühenden Herzen) tragen, steht der Olympiapfarrer dem deutschen Team als Ansprechpartner zur Verfügung – in allen seelsorglichen Fragen, aber auch dann, wenn die Sportler nach Augenblicken der Ruhe suchen, um Kraft zu tanken.

Das kirchliche Engagement bei Olympia hat auch einen theologischen Hintergrund. Im Sport erlebt der Mensch in besonderer Weise die Einheit von Körper, Seele und Geist. Die  Athleten erfahren, dass sie aufeinander angewiesen sind, miteinander wetteifern und sich wechselseitig stärken können. Im Glauben wie im Sport geht es um eine gemeinsame Wertebasis, nämlich die Anerkennung der menschlichen Würde in der Person des Anderen. Verbunden ist das mit einer Absage an alle unerlaubten Hilfsmittel im Wettkampf: Im Kampf gegen Doping sind die Kirchen stark engagiert.

Dass der christliche Glaube frisch und sportlich auftreten kann, zeigt nicht zuletzt die neue Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Margot Käßmann: Sie joggt regelmäßig, allerdings "nur zum Spaß", wie sie sagt: "Leistung muss ich woanders bringen." Aus dieser Haltung heraus wendet sich die Kirche auch gegen die Deformation des Sports, die aus Leistung Körperkult und aus Erfolg Siegeskult macht. Auch das werden Pfarrer Weber und sein Kollege Hans-Gerd Schütt den Sportlern in Vancouver zu vermitteln versuchen.

Regelmäßig wird Thomas Weber in den kommenden Tagen von seinen Begegnungen und Erlebnissen während der Olympischen Spiele berichten: hier auf ekd.de sowie auf evangelisch.de. Der Geistliche, der ganz im ökumenischen Geist in einer katholischen  Gemeinde in Vancouver untergebracht ist, hat auch seine Fotokamera dabei und schickt seine besten Schnappschüsse über den Atlantik. Wir freuen uns auf seine olympischen Erfahrungen! Mehr zu den Spielen gibt es auch auf der offiziellen Seite (www.vancouver2010.com) und auf den Seiten der Deutschen Olympischen Gesellschaft. (Bernd Buchner)