Bach wird „globalisiert“

Weihnachtsoratorium wird in Bogotá aufgeführt

09. Dezember 2009


Die Deutsche Lutherische Gemeinde in Bogotá, der Hauptstadt der südamerikanischen Staates Kolumbien, hat gleich zwei kirchenmusikalische Gruppen: Einen seit Gründung der Kirche im Jahr 1953 bestehenden Kirchenchor, und eine im vergangenen Jahr neu ins Leben gerufene Kantorei mit dem beziehungsreichen Namen lux aeterna (Licht der Ewigkeit / ewiges Licht).

Im März ist die Kantorei lux aeterna erstmals mit Auszügen aus Bachs Johannespassion  an die Öffentlichkeit getreten.  Viele Besucher kamen dadurch nach eigenem Bekunden das erste Mal mit der Tradition protestantischer deutscher Kirchenmusik in Kontakt.

Jetzt steckt die Kantorei voll in den Proben für ihr nächstes Projekt: Einer Aufführung von Teilen aus Bachs sechsteiligem Weihnachtsoratorium. „Diese Musik ist in Deutschland selbst für Nicht-Kirchgänger unverzichtbarer Bestandteil des Weihnachtsfestes.

In Bogotá ist sie nahezu unbekannt. „Wir haben es uns deshalb zum Ziel gesetzt, sie zu „globalisieren“ und zu „exportieren“ – und die Begeisterung und der Zuspruch sind groß“ sagt Markus Mayer, der künstlerische Leiter der Kantorei und schmunzelt.

Die Begeisterung der etwa 40 Sängerinnen und Sänger ist groß, selbst die Mehrheit der Nicht-Deutschen Choristen steht inzwischen mit der so ungewohnten Deutschen Sprache mit ihren vielen Rachenlauten und harten Konsonanten nicht mehr auf Kriegsfuß.

„Am Anfang haben viele der ersten Mitglieder einfach kolumbianische Bekannte mitgebracht, die sich für die Musik und die Gemeinschaft im Chor schnell begeistert haben. Mit dieser Motivation lernt man auch das Fremde, vielleicht Befremdliche schneller“ beobachtet Mayer.

Im Rahmen der Aufführungen wird auch wieder ein Kinderkonzert stattfinden. Dabei haben die Kinder Gelegenheit, sich selbst ihren eigenen Zugang tanzend, malend oder bei den Erwachsenen still sitzend zu suchen.  „Wir haben das bei der Johannespassion ausprobiert, den Raum leergeräumt, Orchester und Chor in die Mitte gestellt und den Kindern drumherum ihren Freiraum gegeben.

Die wollten uns Choristen und die Orchester-Musiker hinterher gar nicht mehr gehen lassen …“ erinnert sich Monica Roeser, Chorsprecherin und im Hauptberuf UNO-Beauftragte für Industrieentwicklung in den Anden-Staaten.

Neben den drei öffentlichen Konzerten wird die Deutsche Botschaft geladene Gäste auf den Monserate, den Hausberg hoch über der 8-Millionen-Metropole, zu einem eigenen Konzert „Weihnachten in Deutschland“ laden.