EKD-Advent in Berlin

Neuer Rat der EKD präsentierte sich in Berlin

04. Dezember 2009


Für die parlamentarische Demokratie sollte man Opfer bringen, und manche Opfer lohnen sich besonders. Natürlich war man im Büro des Bevollmächtigten der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union (EU) zunächst „not amused“, dass der Deutsche Bundestag am Abend des 3. Dezembers überraschend mehrere namentliche Abstimmungen über wichtige Gesetzesvorhaben angesetzt hatte. So konnte die politische Prominenz, zum Beispiel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Oppositionsführer Frank-Walter Steinmeier, nicht pünktlich zum Beginn der offiziellen Vorstellung des neuen Rates der EKD in der französischen Friedrichstadtkirche am Berliner Gendarmenmarkt eintreffen, ja letztendlich versäumten Kanzlerin & Co. aufgrund ihrer Aufgaben die offizielle erste Stunde gänzlich.

Prälat Bernhard Felmberg nahm dies mit Humor und verband dies mit Hinweis auf das Warten an sich, dass ja die Adventszeit prägen solle. Margot Käßmann, die EKD-Ratsvorsitzende, sprach zu den trotz der „Parlamentarierlücken“ zahlreich erschienenen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, darunter u.a. Erzbischof Robert Zollitsch und der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Hans-Jürgen Papier, in ihrer Eröffnungsrede ein breites Thementableau an: Menschenrechte im Allgemeinen und im Speziellen auf dem Feld des Menschrechts auf Religionsfreiheit, wobei sie hervorhob, dass es in Mehrzahl Christen seien, die weltweit von Verfolgung bedroht sind. Außerdem stellte sie die 14 Ratsmitglieder vor, die auf der Tagung der EKD-Synode am 27.Oktober 2009 in Ulm gewählt worden sind.

Nach der Stunde, in der auch festliche Musik und gemeinsames Adventsliedersingen seinen Raum hatte, ging das spannende Warten weiter: Wann kommt die Kanzlerin? Nach etwa 40 Minuten hatte das Warten ein Ende. Eine nach harter Abstimmungsarbeit gut gestimmte Kanzlerin dankte in einer launigen Ansprache im großen Saal des Hauses der EKD dem früheren Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber für die gemeinsame Arbeit und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Zusammenarbeit mit dem Rat und der neuen Vorsitzenden Margot Käßmann so gut weitergehen möge und prophezeite, Frau Käßmann werde die evangelische Kirche „auf Trab halten und die anderen gleich mit“, und dies, so Merkel wörtlich „tut uns gut."

Es folgten freundlich-launige Grußworte, zum Beispiel der FDP-Fraktionsvorsitzende Birgit Homburger („In der FDP-Fraktion gibt es so viele Protestanten wie noch nie, hat aber mit mir eine Katholikin als Vorsitzende") und von Claudia Roth für Bündnis 90/Die Grünen, die ihre gemischtkonfessionellen großelterlichen Verwandtschaftsverhältnisse mit Bezug auf das Ulmer Münster erläuterte und in Anspielung auf ihre Parteifreundin, Präses Katrin Göring-Eckardt, die „weibliche Doppelspitze“ der EKD lobte.

Für diese humorvollen Äußerungen und das sehr herzliche Grußwort von Frank-Walter Steinmeier, der an die langen gemeinsamen Hannoveraner Erfahrungen mit Margot Käßmann in ihrem Amt als Landesbischöfin erinnerte, dankte die Ratsvorsitzende u.a. mit der scherzhaften Feststellung, der Sozialdemokrat habe sich als „Quotenmann“ im Reigen der politischen Gäste sehr wacker geschlagen...