Keine philosophische Grundsatzerklärung

Das Gewissen individuell zu verstehen, entdeckte Martin Luther

06. November 2009


„Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen,“ weiß der Volksmund. Und wer Mitte vierzig ist, erinnert sich noch an dieses besondere Gewissen, das sich wie ein grauer Schatten neben eine Hausfrau stellt, die zum falschen Weichspüler gegriffen hat. Das Gewissen ist somit zum einen, die Voraussetzung, ind er Nacht schlafen zu können, und ein unnachahmlicher Einkaufshelfer – oder? So einfach macht es sich niemand, auch nicht, wenn das Gewissen für das Internet in einem Comic-Videoclip in knapp drei Minuten erklärt werden soll.

Dabei hat das Gewissen manchen Theologen und Philosophen schon zum Denken und zum Schrieben langer Texte herausgefordert: Thomas von Aquin, Imanuel Kant oder Friedrich Nietzsche. Und der Begriff eines individuellen Gewissens wurde maßgeblich von Martin Luther geprägt, der 1521 vor dem Reichstag zu Worms seine Schriften nicht widerrufen, sondern sich auf sein Gewissen berufen hat: „Wenn ich nicht durch Schriftzeugnisse oder einen klaren Grund widerlegt werde – denn allein dem Papst oder den Konzilien glaube ich nicht; es steht fest, dass sie häufig geirrt und sich auch selbst widersprochen haben –, so bin ich durch die von mir angeführten Schriftworte überwunden. Und da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“ Oder in der volksbekannten Kurzfassung. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

Da ist es logisch, dass im neuesten Comic-Videoclip „E-wie-Evangelisch“ der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelische Kirche Deutschlands den Gewissensbegriff erläutert. Doch wie es in der seit einem Jahr alle zwei Wochen ausgestrahlten Serie guter Brauch ist, greift der bayerische Landesbischof nicht zu den hehren Worten der Philosophen, sondern schaut – in der Tradition des Reformators – dem Volk aufs Maul: „Es ist ein Maßstab, der in dem Menschen selbst drinnen ist, über das, was er tun soll, was richtig ist.“ Getragen wird dies von der Erkenntnis Martin Luthers, wie Johannes Friedrich erklärt: „Ich bin von Gott angenommen, unabhängig davon wie gut oder wie schlecht ich bin – einfach aus Glauben.“

„E-wie-Evangelisch“ ist eine Comic-Videoreihe in der prominente Vertreter der Kirche internetgerecht wichtige Begriffe des Glaubens und des kirchlichen Lebens erklären. Produziert werden die Video-Clips vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) im Auftrag der EKD. Zu sehen sind sie allerdings nicht nur auf kirchlichen Internetportalen wie www.ekd.de, www.evlka.de oder neuerdings auch auf www.evangelisch.de, sondern dort, wo die kurzen Internetfilme zu Hause sind: www.youtube.de und auf anderen Clip-Portalen. Und bei www.hitradioantenne.com gibt es die kurzen Erklärung auch als Audiofassung. Und wer mehr wissen will, findet unter www.e-wie-evangelisch.de ein ganzes Lexikon mit spannenden Erklärungen zu Begriffen des Glaubens.