"Muttertag für Ausländer ??"

Woche der ausländischen Mitbürger beginnt

21. September 2000


Multikultur schmeckt, solange man sie essen kann: Wäre der Umsatz der ausländischen Gaststätten in Deutschland ein Gradmesser für die Integration der Ausländer in Deutschland - es könnte kaum bessere Werte geben. Doch Integration ist nicht die Addition aller Döner-Buden in den Fußgängerzonen. Und Integration ergibt sich auch nicht aus steigenden Teilnehmerzahlen für Bauchtanzkurse an den Volkshochschulen. Das sind Zeichen dafür, dass sich die Alltagskultur verändert. Am Zusammenleben von deutscher und ausländischer Wohnbevölkerung, am Nebeneinander und Gegeneinander ändert sich so nicht viel. Auch Rassisten essen Pizza. Seit jetzt 25 Jahren veranstalten ökumenische Initiativen der Kirchen alljährlich im Herbst Ausländerwochen. Indes: Was hilft es, so lautet die Frage, wenn Minister und Ministerpräsidenten bei einer solchen Ausländerwoche multikulturelle Straßenfeste eröffnen, aber zwei Tage später schon wieder vom "Gastrecht" reden und für die Verschärfung der Ausweisungsregeln plädieren? Dann wird aus einer "Woche der ausländischen Mitbürger" eine Art Muttertag für Ausländer: Es gibt Blumen und warme Worte, aber der harte Alltag bleibt. Genau den' gilt es aber zu ändern. Demokratie ist keine Veranstaltung nur für Deutsche mit Stammbaum. Demokratie ist eine Gemeinschaft, die ihre Zukunft miteinander gestaltet. Dabei muss die ganze Bevölkerung mitmachen - alle, die in diesem Land leben. Die diesjährige "Woche der ausländischen Mitbürger (23. bis 30.9.2000)" wird am 23. September bundesweit in Hannover eröffnet und steht unter dem Motto: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Diesen Beitrag schrieb Dr. Heribert Prantl, SZ-München, im Materialheft der diesjährigen Aktionswoche.