Amt zur Ehre Gottes

Muss ehrenamtlicher Einsatz ausschließlich altruistisch sein?

26. Oktober 2009


Soziales Handeln ist Teil des missionarischen Auftrags der Kirche. Die Potenziale des Ehrenamtes sind aber noch lange nicht ausgeschöpft. Aber wie können sie erschlossen werden? Was muss, kann und darf Kirche tun, um mehr Ehrenamtliche zu gewinnen und zu halten?

„Die Kirche lebt von Voraussetzungen, die sie nicht selbst garantieren kann.“ Moment mal, heißt das nicht irgendwie anders? Hatte Wolfgang Böckenförde in seinem zigfach zitierten Wort nicht etwas anderes gemeint? Ist die Debatte um das Ehrenamt, die den Montagmorgen der Synode bestimmte, nicht genau DER Ort für genau diese Böckenförde-Wahrheit? Na gut, ein wenig später kommt auch das: „Das konfessionelle Ehrenamt deckt in seinen Handlungsfeldern Aspekte und Instanzen der Wertebildung, auf die auch ein säkularer Staat dringend angewiesen bleibt“, sagt Klaus Eberl, der Vizepräses der Synode, und rückt alles zurecht. Aber wie war das mit der Kirche und den Voraussetzungen? Das klang nicht gerade nach dem Fels, auf dem die Kirche gebaut sein soll. „Die entscheidende und nicht garantierbare Voraussetzung“, sagt der systematische Theologe Philipp Stoellger, „ist die Präsenz des Geistes Christi“. Ach so!

Der Geist, erklärt Stoellger weiter, hat leibhaftige, hat soziale Gestalt – und da wären wir dann also fix beim Thema, dem Schwerpunktthema der Synode in Ulm, dem Ehrenamt. Früh am Morgen hatte Reinhard Höppner, Ministerpräsident a.D. und heute ehrenamtlicher Redner, in seiner Bibelarbeit eine erste Begriffseinhegung vorgenommen. Der biblische Befehl zur Mission formuliere zunächst einmal den einen Auftrag, das grundlegende Amt aller Christen zur Ehre Gottes: die Verkündigung. Da aber Worte und Tun nicht auseinanderdriften dürfen, sei letzteres ein entscheidendes Element der Verkündigung: „Diese Freiheit haben wir: Wir können und sollen Kirche für andere sein.“

Und wie soll und muss sie aussehen, diese „Kirche für andere“? Philip Stoellger hält ein Warnschild hoch: „Eitelkeit“ steht darauf. Der Einsatz für andere könnte dem Geist der Geltungssucht entspringen. Was tun, wenn ein Ehrenamtlicher nicht des anderen, sondern das eigene Beste sucht? Die Synodalen suchen Antworten. Natürlich sei es erlaubt, für das Ehrenamt zu werben, und dabei auch den möglichen Nutzen herauszustellen, meint einer. Auch ein anderer möchte keine Ehrenamtsetiketten „Altruismus“ und „Egoismus“ verteilt wissen. Wie steht es mit Persönlichkeitsentwicklung, Fortbildung neuen Kompetenzen? Darf ein Ehrenamtlicher etwas erwarten für sein Tun? Er darf. Und zwar mindestens das: geistliche Begleitung. „Ehrenamtliche erwarten zu Recht etwas für sich, sie suchen die Auseinandersetzung mit dem, was ihr Leben trägt und in der Gestaltung des Lebens und des Ehrenamtes hilft“, sagt die Gemeindepädagogin Beate Hofmann. Und das macht Kirche schließlich auf dem Markt der Möglichkeiten zu einem ganz besonderen Anbieter.



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