Blaue Tomaten für geklonte Menschen?

Bioethik aus Sicht der Kirche

3. September 2000


Das Leben ist eine kostbare Gabe - für den Menschen ebenso wie im Blick auf andere Lebewesen und die Existenz von Leben überhaupt. Zu den Zeichen unserer Zeit gehört es, dass die immer größere Machtfülle der Menschheit nicht nur zu Erleichterungen des menschlichen Lebens führt, sondern zugleich seine Würde und seine Grundlagen bedroht. Die evangelische Kirche hat, anknüpfend an die biblischen Aussagen über das Verhältnis der Menschen zur Schöpfung und zur Gabe des Lebens, seit Jahren große Anstrengungen unternommen, um die wachsenden menschlichen Erkenntnis- und Gestaltungsmöglichkeiten ethisch zu reflektieren und auf dieser Grundlage Hilfen zur ethischen Urteilsbildung zu geben. Der Umgang mit Leben darf nicht allein eine Sache von Naturwissenschaft, Technik oder Wirtschaft bleiben, dieser Umgang muss auch und mit gleicher Intensität ethisch verantwortet werden.

Den Biowissenschaften, der Biotechnik oder Biomedizin muss die Bioethik ebenbürtig an die Seite treten. Auch die Bioethik ist gekennzeichnet von Pluralismus und Streit. Die auf dem EKD-Server zur Verfügung stehenden Materialien repräsentieren diejenigen Argumente und Perspektiven, die von der EKD und den ihr zuarbeitenden Fachkommissionen und Fachleuten erarbeitet worden sind. Sie sind ihrerseits Gegenstand der kritischen Diskussion und stellen sich ihr. Wenn die evangelische Kirche zu den aktuellen Fragen der Bioethik das Wort ergreift, dann geschieht dies im Bewusstsein der gemeinsamen Suche nach überzeugenden Antworten, nicht in der Absicht der Bevormundung. Die bioethischen Äußerungen der evangelischen Kirche wollen und können darum nicht vorschreiben, was evangelische Christen auf den verschiedenen Feldern beruflicher und bürgerlicher Verantwortung künftig für richtig zu halten hätten, sie verstehen sich vielmehr als Angebot und Hilfe zu persönlich verantworteter ethischer Urteilsbildung.