"Meine Schwester ist ein Engel?"

Sterben und Tod im Bilderbuch

23. November 2001


Wer sich heute mit Sterben und Tod (nicht nur als Thema in der Kinderliteratur) befasst, stößt auf einen eigentümlichen Widerspruch. Einerseits ist der "natürliche" Tod eines der letzten Tabus unserer Gesellschaft. Trotz veränderter Alterspyramide und Hospizbewegung bleibt er im öffentlichen Leben weitgehend verborgen. Andererseits steht uns der gewaltsame Tod durch Krieg, Katastrophe und Verbrechen - multimedial vermittelt ständig vor Augen.

Vor dem Hintergrund dieser Spannung berührt das Sterben und der Tod nahestehender Menschen jeden Lebensweg. Auch Kinder sind davon nicht ausgenommen, die Realität des Todes trifft sie ebenso wie Erwachsene. Dennoch rührt allein die Wort-Verbindung "Sterben und Tod im Bilderbuch" starke Emotionen an. Für viele erwachsene LeserInnen gilt die alte Floskel "wie im Bilderbuch" noch als Bezeichnung für den Idealfall, das Heile und Traute des Lebens. Dabei hat das Bilderbuch seine Kuschelecke lange schon verlassen und sich allen Themen, vielfältigen Techniken und neuen Zielgruppen zugewandt. Diese Entwicklung nimmt eine Veröffentlichung des Deutschen Verbandes Evangelischer Büchereien e.V. (DVEB) auf, die wir Ihnen vorstellen möchten.

Dort sind Bücher ausgewählt, die in Bild und Text Geschichten über Erfahrungen mit dem Tod erzählen. Dabei wird "Bilderbuch" als Buchgenre mit hohem Bildanteil für verschiedene Altersgruppen definiert. Diese offene Definition soll den Blick weiten für eine breite Rezeption der Bücher über die vordergründig zentrale Zielgruppe der 4-6jährigen Kinder hinaus. Wir denken, dass es lohnt, diese Bücher in Schulen und Bibliotheken, bei Elternabenden und in Gemeindegruppen, im Gespräch mit ErzieherInnen und zur Diskussion mit älteren Menschen, in Therapie und Beratung, im Gottesdienst und im Kindergarten einzusetzen.

Sterben und Tod im Bilderbuch