"Hilft jetzt nur noch beten...?"

Bedeutung des Buß- und Bettages neu entdecken

21. November 2001


Der Buß- und Bettag soll Anlass dafür sein, dass die Menschen in sich gehen und sich fragen, inwieweit sie an der Unordnung und Bosheit dieser Welt teilhaben und mitschuldig sind. Gerade in der aktuellen Situation kommt dieser Aussage besondere Bedeutung zu. Der Buß- und Bettag ist ein Angebot zur Besinnung und zum Innehalten. In einer Welt, die oft weithin auf Autobahnen und in Flugzeugen, vor dem Computer oder mit anderen technischen Einrichtungen verbracht wird, brauchen die Menschen nicht weniger, sondern mehr Zeit zur Besinnung auf sich selbst, für gewissenhaftes Nachdenken, für Buße. Wir alle brauchen Zeiten, in denen wir innehalten und uns auf den Grund und das Ziel unseres Lebens besinnen können. Martin Luther hat in der ersten seiner 95 Thesen das ganze Leben als eine stete Buße bezeichnet, die nicht nur äußerlich sein darf, sondern die eine Umkehr im Geist und in der Wahrheit ist.

Die Buße braucht feste Haftpunkte, und der Buß- und Bettag ist ein solcher Haftpunkt. Er bezieht die Menschen selbst mit ein in das Nachdenken über das eigene Leben, das ganz aus der Gnade Gottes empfangen wird. Seit seiner Abschaffung als gesetzlicher Feiertag - nur im Freistaat Sachsen ist der Buß- und Bettag noch Feiertag - sind seine Gottesdienste und Veranstaltungen offenbar vielen Menschen wieder wertvoller geworden. Sie haben die tiefe Bedeutung dieses Tages für sich wiederentdeckt. Und: der Buß- und Bettag konnte nicht wirklich "abgeschafft" werden, denn in unzähligen Gottesdiensten und Andachten, teilweise am Abend, wird er in den Gemeinden gefeiert. Solche Tage gehören zum Wertvollsten, was Gott uns anbietet. Diese Chance sollten wir wahrnehmen und den Buß- und Bettag gemeinsam feiern wie bisher. Also: wir sehen uns - in der Kirche!

95 Thesen Martin Luthers

Bußtagskampagne der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck