"Der arme Revoluzzer"

Gutenbergs Kommunikationsrevolution

1. August 2000


Heute wird stets das Internet als "Kommunikationsrevolution" beschrieben, sicher zu recht. Doch wo stünden wir mit unserem Wissen, wenn nicht Johann Gutenberg mit seiner Buchdruckkunst eine weitere "Revolution der Kommunikationstechnik" eingeleitet hätte? Gutenberg, der eigentlich Gensfleisch hieß, erfand den Guss von wiederverwendbaren Einzellettern und machte dadurch die bisherige Praxis des handschriftlichen Kopierens von texten überflüssig, ohne reich dabei zu werden. Ohne ihn hätte die Reformation nicht ihre Wirkung entfalten können, ohne ihn wäre Bildung nie Allgemeingut geworden. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) zeigt bis zum 29. Oktober 2000 in der Paulinerkirche (Historisches Gebäude der SUB) die Ausstellung "Gutenberg und seine Wirkung". Im Zentrum dieser Ausstellung stehen Kostbarkeiten wie die 42zeilige Gutenbergbibel (eines von vier weltweit erhaltenen, vollständigen Pergamentexemplaren), das Göttinger Musterbuch zur Ausmalung von Handschriften und Drucken und das Helmaspergersche Notariatsinstrument. Bei der Wanderung durch die Ausstellung (geöffnet jeweils Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr) erfährt man u.a. viel über die Ausbreitung der Buchdruckkunst , über Buchdruck und Humanismus und Buchdruck und Reformation. Das Historische Gebäude der SUB wurde 1294 ursprünglich als Dominikanerkloster gegründet und 1736 erstes Gebäude der Uni Göttingen und ihrer Bibliothek. Die Paulinerkirche, heute Bestandteil der SUB, wird mit dieser Ausstellung als neugestaltetes Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum eröffnet. Via Internet lässt sich einiges entdecken, doch ein realer Besuch der Ausstellung - vielleicht auch im Verbund mit der EXPO 2000 in Hannover, lohnt.