Die Zukunftswerkstatt glänzt

Beim „Abend ausgezeichneter Ideen“ feierten die Protestanten herausragende Projekte

26. September 2009


„Wir können ja auch richtig festlich!“ freute sich ein leitender Geistlicher am Freitagabend im Kongress Palais in Kassel. In der Tat: Der „Abend ausgezeichneter Ideen“, dessen Arbeitstitel „Galaabend“ in der Vorbereitungszeit zwar immer wieder genannt, aber auch immer wieder bescheiden zurückgewiesen wurde, strahlte Glanz aus. Der Saal, in dem am Vortag noch nüchterne Stuhlreihen standen, hatte sich in einen Bankettsaal verwandelt. Festlich gekleidete Teilnehmer saßen an festlich geschmückten Tischen und erlebten  - noch ein bisschen staunend -, wie die evangelische Kirche sich über sich selbst und das bisher im Reformprozess Erreichte freuen kann.

Die Freude war natürlich besonders groß bei den Preisträgern – sieben innovative und ausstrahlungsstarke Projekte aus dem Raum der evangelischen Kirche wurden ausgezeichnet. So ging beispielsweise der Förderpreis  „Fantasie des Glaubens“ der Arbeitsgemeinschaft missionarischer Dienste (AMD) an den Verein e/motion e.V. aus Essen. Der 23-jährige Hannes Leitlein vom Vorstand beschrieb sehr eindrücklich die Arbeit des Vereins. Füreinander da sein, Gemeinschaft erleben, getragen von ehrenamtlichem Engagement – das sei doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit, gerade für junge Leute. „Und das habe seinen Preis“, schloss er augenzwinkernd. Das Publikum war begeistert, der Applaus wollte gar nicht enden, nach und nach erhoben sich die Menschen zu standing ovations.

Auch das Projekt „Move your life“ – Parkour-Camps in Laatzen begeisterte die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt. In einem der gut gemachten Kurzfilme von Claudia Bender sah man Jugendliche, die auf sportliche Weise den öffentlichen Raum einer Großstadt erobern. Akrobatische Übungen an Treppengeländern oder auf Betonpfeilern veranschaulichten auf eindrucksvolle Weise das Bibelwort „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“. Jugenddiakon Gunnar Ahlborn gab in seiner Dankesrede die Hoffnung der Jugendlichen weiter, auch die hannoversche Landesbischöfin freue sich mit ihnen – was auf charmante Weise durch einen spontanen Besuch von Margot Käßmann auf der Bühne bewiesen wurde.

Mit dem Publikumspreis der Zukunftswerkstatt wurde das Projekt „Gemeindeagende“ geehrt. 100 Projekte aus den Gliedkirchen hatten sich seit Donnerstagabend in der „Galerie guter Praxis“ an Ausstellungsständen im Kongress Palais Kassel präsentiert. Nach Auszählung der Stimmkarten stand am Freitagnachmittag fest: Das Projekt aus Aschersleben hat die meisten der 1.200 Teilnehmenden überzeugt. Die Präses der Synode der EKD, Katrin Göring-Eckardt, übermittelte den Preisträgern ihre Gratulation: „Ein Energieschub für die Ehrenamtlichen, eine neue Verbundenheit mit der Ortsgemeinde, doppelt so viele Gottesdienstbesucherinnen und -besucher: Das Projekt ‚Gemeindeagende‘ ist ein wahres Aushängeschild für den einladenden, fröhlichen Protestantismus. Ich freue mich mit den Initiatoren der Gemeindeagende über die Auszeichnung mit dem Publikumspreis – zumal das auch mein heimlicher Favorit war und schon Nachahmer in abgewandelter Form gefunden hat. Und ich freue mich natürlich besonders, dass es ein Projekt aus meiner Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, ist. Herzlichen Glückwunsch an den Kirchenkreis Egeln.“ Anne Bremer und Thomas Wiesenberg, die sich für die Auszeichnung bedankten, malten sich aus, wie die Ehrenamtlichen zu Hause wohl reagieren würden: „Unsere Leute haben sich schon so gefreut, dass wir überhaupt ausgesucht wurden und hier sein durften – und nun kommen wir mit dem Publikumspreis zurück!“

Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich schloss den Abend mit einem Nachtgebet – zumindest offiziell. Das gemütliche Beisammensein im Saal zog sich noch bis spät in die Nacht. Und so lautet die Bilanz: Großes Kino – GANZ großes Kino!