Schlemmen wie die Ritter

Der "Tag des offenen Denkmals" steht in diesem Jahr unter dem Motto "Genuss"

11. September 2009


"Gegessen wird, was auf den Tisch kommt" - die Besucher der Genovevaburg in Mayen (Eifel) werden zum "Tag des offenen Denkmals" am 13. September mit klaren Worten begrüßt. Die etwas ruppige Ansage mag auf den ersten Blick nicht so ganz zum diesjährigen Motto "Historische Orte des Genusses" passen. Im Mittelalter ging es jedoch etwas direkter zu. Und so ist es auch diese Art des Umgangs, die bei einem historischen Rittermahl für viele den Reiz ausmacht.

"Essen war immer auch eine besondere Lust- und Leidquelle menschlicher Existenz, bedeutete Genuss und erregte Ekel", urteilt der Kulturforscher und Germanist Alois Wierlacher in seinem Buch "Kulturthema Essen". So mancher träumt davon, bei einem Rittermahl ganz ohne Besteck einmal alle Tischmanieren sausenzulassen.

Die Genovevaburg in der Nähe von Koblenz ist eines von mehr als 7.500 Denkmälern in ganz Deutschland, das seinen Besuchern den Weg in die Geschichte über den Genuss ebnen möchte. Wem das stundenlange Schlemmen noch nicht reicht, der dürfte auf Burg Satzvey im Kreis Euskirchen auf seine Kosten kommen: Bei den Ritterfestspielen kämpfen gestandene Männer den ganzen Tag "um Zepter und Gral".

Eine besondere Verbindung von Historie und Genuss bietet auch das ehemalige Benediktinerinnenkloster im sächsischen Riesa. Es veranstaltet ein Benefizkonzert mit Musik der mittelalterlichen Mystikerin Hildegard von Bingen, und ein Braumeister erklärt in der Klosterbrauerei sein Handwerk. Auch die Brauerei des Klosters Andechs in Bayern und das ehemalige Brauhaus Balchem in der Kölner Severinstraße laden zur Erkundung der unterschiedlichen Braukulturen.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz will Genuss jedoch nicht nur unter kulinarischen Gesichtspunkten verstanden wissen. Auch Theater, Kinos und Parks gelten als ausdrückliche Orte des Genusses. So bietet beispielsweise das "Kurtheater" im kleinen Städtchen Hennef bei Köln als eines von vielen alten Lichtspielhäusern den Besuchern Blicke hinter die Leinwand.

Schlendern durch Parks, Schlemmen bei einem Rittermahl oder der Besuch eines alten Kinos - der Zugang zu historischen Bauten und Denkmälern dürfte vielen Menschen leichter fallen, wenn sie ihn genießen können. Diesen Ansatz verfolgt die Stiftung Denkmalschutz, wenn sie am Sonntag in Potsdam den diesjährigen Tag des offenen Denkmals eröffnet. Er wird seit 1993 immer am zweiten Sonntag im September veranstaltet.

Bundespräsident Horst Köhler spannt in seinem Grußwort den Bogen gar noch etwas weiter: "Für mich als sportbegeisterten Menschen sind auch Sportstätten Orte des Genusses" - ein Gedanke, der selbst Sportmuffeln einleuchten dürfte, wenn sie an die letzte Fußball-WM in Deutschland denken. (epd)

Tag des offenen Denkmals