Historischer Flug von "Apollo 11"

Vor 40 Jahren betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond

20. Juli 2009


Die welthistorische Stunde, in der zum ersten Mal ein Mensch den Fuß auf einen anderen Himmelskörper setzte, schlug am 21. Juli 1969. Genau um 3 Uhr 56 Minuten und 20 Sekunden MEZ betrat der US-Amerikaner Neil Armstrong, Kommandant von "Apollo 11", den Mond. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit" lauteten in deutscher Übersetzung die ersten Worte, die er im Sprechfunk leicht verzerrt auf die Erde schickte. Die Sensation des Jahrhunderts war perfekt - und eine halbe Milliarde Fernsehzuschauer war live dabei.

"Apollo 11" war am 16. Juli vom Kennedy Space Center in Florida mit einer Saturn-5-Rakete gestartet. Drei Tage später und nach einem Reiseweg von rund 380.000 Kilometern erreichten die drei Astronauten Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins (damals alle 39 Jahre alt) eine Mondumlaufbahn. Armstrong und Aldrin stiegen in die Mondlandefähre "Eagle" um, Collins blieb im Apollo-Mutterschiff "Columbia" zurück. Am 20. Juli um 18.46 Uhr MEZ wurde die Fähre vom Raumschiff abgekuppelt.

Bremsraketen brachten das "Lunar Module" auf eine extrem elliptische Umlaufbahn zwischen 107 und 15 Kilometer Höhe. Um 21.05 Uhr MEZ, knapp 400 Kilometer vor dem geplanten Landeplatz, kam vom Kontrollzentrum in Houston das "Okay" für die Landung. TV-Bilder von dieser Phase des Fluges gibt es nicht, die knappen Übertragungskapazitäten wurden für den Datenaustausch gebraucht.

Wenige Minuten vor der Landung spuckte der Navigationscomputer Fehlermeldungen aus, Alarmknöpfe leuchteten. Armstrong schaltete den Autopiloten aus und steuerte die Landefähre per Hand. Auf dem vorgesehenen Zielort konnte er wegen großer Felsbrocken nicht landen. Zeit und Treibstoff wurden knapp, doch der riskante Flug gelang: Um 21 Uhr 17 Minuten und 43 Sekunden MEZ meldeten die Astronauten: "The Eagle has landed".

Der Landeplatz lag im "Mare Tranquillitatis", dem "Meer der Ruhe" in der Nähe des Mondäquators - eine weißgraue Wüstenlandschaft, übersät mit kleineren und größeren Steinen. Für die Astronauten in der Mondfähre wurde eine ausgiebige Ruhepause angeordnet, danach eine Mahlzeit - und immer wieder das Überprüfen der Instrumente. Dann machten sich die Raumfahrer bereit zum Ausstieg.

20 Minuten nach Armstrong kletterte auch Edwin Aldrin aus der Landefähre. Gut zwei Stunden lang erkundeten sie in ihren klobigen Raumanzügen mit den goldbeschichteten Sichthelmen den Mond. Sie stellten die US-Flagge auf, installierten eine Kamera und enthüllten eine Metallplakette an der Mondfähre: "Wir kamen in Frieden für die ganze Menschheit".

Eingesammelt wurden auch mehr als 21 Kilogramm Mondgestein. Die ersten Brocken hatte Armstrong sofort in die Taschen seines Raumanzuges gesteckt - falls ein Alarmstart nötig geworden wäre.

Bereits am Abend des historischen Tages, um 18.54 Uhr MEZ, gelang der Rückstart zur Apollo-Kapsel im Mond-Orbit. Weitere elf Stunden später wurde der Rückflug zur Erde angetreten. Am Nachmittag des 24. Juli 1969 landeten die Raumfahrer sicher im Pazifik, 1.500 Kilometer südwestlich von Hawaii. Aus Angst vor Mondmikroben oder anderen fremden Organismen mussten sie noch knapp drei Wochen in einer Quarantänestation bleiben.

Im Rückblick stehen die technischen Leistungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse im Mittelpunkt, doch auch über religiöse und mystische Aspekte wurde vor 40 Jahren diskutiert.

Der britische Autor Andrew Smith kam sogar zu dem Schluss, dass es innerhalb des Apollo-Programms für die US-Mondflüge eigentlich zwei Programme gegeben habe: ein offizielles, bei dem das Fliegen und die Wettlauf gegen die Sowjetunion im Vordergrund standen, sowie ein "inoffizielles, fast heimliches, in dem es um Menschen und ihren Platz im Universum ging, um Bewusstsein, Gott, Geist und Leben".

Die Mondlandung war Höhepunkt des Wettlaufes im Weltraum, den sich die Supermächte USA und UdSSR in den 60er Jahren lieferten. Bereits im Mai 1961 hatte US-Präsident John F. Kennedy das Ziel vorgegeben, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Amerikaner zum Mond und heil wieder zurückzubringen. Nur acht Jahre später war das waghalsige Unternehmen gelungen - doch noch immer gibt es Anhänger von Verschwörungstheorien, laut denen das Ereignis lediglich in Hollywood-Studios stattgefunden haben soll.

Bis heute wird kontrovers darüber diskutiert, ob die Mondladung wirklich "ein riesiger Schritt für die Menschheit" war - oder lediglich ein 25 Milliarden US-Dollar teures Spektakel. Nur bis Ende 1972 (Apollo 17) wurde das Programm weitergeführt. Insgesamt gab es neun Mondflüge mit jeweils drei Astronauten. Bei sechs Landungen stiegen US-Amerikaner aus, drei Mal nutzten sie ein Mondauto.

Doch die Öffentlichkeit nahm immer weniger Notiz davon. Schon den dritten und vierten Mann auf dem Mond (Charles Conrad und Alan Bean von "Apollo 12", November 1969) kennt heute kaum jemand mehr. Nur der Unglücksflug von "Apollo 13" stand im April 1970 wieder im Brennpunkt des Interesses: Trotz einer Explosion auf dem Hinflug landete die Crew nach einer Mondumdrehung und drei weiteren Tagen sicher im Pazifik - und ein Vierteljahrhundert später in den Kinos, mit Tom Hanks in der Hauptrolle der Verfilmung (1995).

1969 - das Jahr der Mondlandung war zugleich das fünfte Jahr des Vietnamkrieges. Richard Nixon wurde im Januar 37. US-Präsident, Willy Brandt im Oktober erster SPD-Bundeskanzler. Die Beatles gaben ihr letztes Konzert in London und Elvis Presley hatte mit "In the Ghetto" einen Welthit. Das Wort "Mondlandung" wurde zum Jahrtausendwechsel in die Liste der 100 wichtigsten Wörter des Jahrhunderts aufgenommen.