Europäische Kirchen beraten in Lyon über Ökumene

13. KEK-Vollversammlung eröffnet

16. Juli 2009


In Lyon hat am Mittwoch die Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) begonnen. Vertreter orthodoxer, protestantischer, anglikanischer und altkatholischer Kirchen beraten bis 21. Juli in der französischen Großstadt im Rhonetal über die Ökumene und die künftige Arbeit der Vereinigung. Höhepunkt der Tagung mit mehr als 750 Teilnehmern sind die Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Organisation.

Die Vollversammlung der KEK ist das oberste Organ der Konferenz Europäischer Kirchen und wird alle sechs Jahre einberufen. Die Tagung in Lyon steht unter dem Thema "Zur einen Hoffnung in Christus berufen". Vertreter von angeschlossenen Organisationen und anderen kirchlichen und ökumenischen Gremien nehmen an der Vollversammlung in beratender Eigenschaft teil.

Auf der Tagesordnung der Konferenz stehen neben Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der KEK eine Bestandsaufnahme der Arbeit in den vergangenen sechs Jahren seit der letzten Vollkonferenz in Trondheim/Norwegen sowie Überlegungen zu einer Neuausrichtung der KEK. Dazu hat die EKD ein Arbeitspapier vorgelegt, das in Lyon diskutiert werden soll.

Die Konferenz Europäischer Kirchen entstand in der Zeit des "Kalten Krieges" Ende der 50er Jahre. Christen aus Ost- und Westeuropa fanden sich in dem Bemühen zusammen, angesichts der politischen Konfrontation ein Forum zu schaffen, das die internationale Verständigung fördern und Brücken zwischen den Kirchen in Ost und West schlagen sollte.

Für die rund 120 Mitgliedskirchen der KEK nehmen mehr als 400 Delegierte an der Vollversammlung teil. Die evangelischen Kirchen in Deutschland werden von 27 Delegierten in Lyon vertreten, darunter der württembergische Landesbischof Frank Otfried July und der Auslandsbischof der EKD, Martin Schindehütte.

Martin Schindehütte sagte zu Beginn der Tagung: Die Kirchen haben eine unschätzbare Rolle im europäischen Einigungsprozess gespielt“. Der eiserne Vorhang zwischen Ost und West wurde auch durch den Einsatz der Kirchen, durch die Gebete der Menschen und den friedlichen Widerstand der Christen überwunden.“ Er sei sehr dankbar für die Rolle der KEK während der Teilung Europas. Inzwischen stellten sich den Kirchen in Europa neue Herausforderungen. „Unser Anliegen ist es, in der Europäischen Union und in ganz Europa das Zeugnis der Kirchen wirkungsvoll hörbar zu machen: im kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Bereich.“

Redner auf dem Kirchentreffen sind unter anderen der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber, der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. als Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen weltweit sowie Patriarch Daniel von Rumänien. Ein Grußwort wird der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, sprechen. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied des Kirchenbundes. Allerdings arbeiten die KEK und der katholische Rat der Europäischen Bischofskonferenzen eng zusammen.

Die KEK hatte zuletzt einige Spannungen auszuhalten. Die Russische Orthodoxe Kirche hat im Herbst 2008 ihre Mitarbeit in der europäischen Kirchenvereinigung ausgesetzt. Hintergrund sind innerorthodoxe Streitigkeiten, ein gescheiterter Beschluss über die KEK-Mitgliedschaft des zum Moskauer Patriarchat gehörenden Teils der orthodoxen Kirche von Estland. Bereits 1997 hatten die orthodoxen Kirchen von Bulgarien und Georgien die Organisation verlassen.