One-Way Ticket nach Teheran

Frauen im Iran erzählen persönliche Geschichten – für Verständnis und Verständigung

29. Juni 2009


„Angefangen hat alles mit einem Erzähl-Cafe.“, berichtet Uta Löhle, die Frauenbeauftragte der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache im Iran. Für viele der im Iran lebenden deutschen Frauen war es befreiend, in der Muttersprache über die alltäglichen Freuden und Sorgen sprechen zu können, oder aber ihre Gedanken zu besonderen Ereignissen im Kreis „Leidensgenossinnen“ äußern zu können. Wie unerwartet war die Erfahrung, dass die eigenen Erlebnisse durchaus Interesse bei anderen finden.

Die Frauen, die sich im Teheraner Gemeindehaus treffen, sind verschieden: jedes Alter ist vertreten. Manche sind mit ihrer deutschen Familie ins Land gekommen, zumeist als sogenannte „mitausreisende Ehefrau“. Die meisten der Frauen aber sind mit Iranern verheiratet, sind schon vor Jahren oder gar Jahrzehnten in den Mittleren Osten umgezogen und verstehen sich als binational.

All diese Frauen verbindet, dass sie als Deutsche im Iran leben – ob nun nur auf absehbare Zeit oder voraussichtlich für den Rest ihres Lebens. Ihnen ist dabei gewusst geworden, dass sie immer Ausländerinnen bleiben, selbst wenn sie noch so gut Farsi sprechen, sich den Gepflogenheiten anpassen und von ihren Ehemännern, Kindern und Enkeln ganz in die iranische Gesellschaft mithineingenommen werden.

Irgendwann wuchs dann die Idee, die faszinierenden Geschichten auch niederzuschreiben. Nicht jede der Frauen war sofort begeistert. Talente entwickelten sich, man unterstützte sich gegenseitig. Vorbehalte bei den Frauen, aber auch in deren Familien wichen. Und dann reifte der Entschluss, die Texte zu einem Buch zusammenzustellen und damit die Herausforderungen, die ein Leben im Iran an diese Frauen stellt, einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

So ist ein Buch entstanden, dass hilft, den Iran auf eine ganz private und menschliche Weise kennenzulernen. Shah-Regime, Revolutionswirren und Kriegszeiten werden durch die Episoden ebenso in den Blick genommen wie der Alltag in der Islamischen Republik. Manches wird plötzlich sehr vertraut, bei der Lektüre weicht manches Klischee aber auch und hinterlässt die Einsicht, dass der Iran doch anders ist, als man es sich auch angesichts der aktuellen Meldungen vorstellt. „Ich fühle mich trotz allem geborgen.“, schreibt Uta Löhle und macht damit deutlich, dass trotz aller kritischen Anfragen ihr Zuhause in Teheran steht.

Die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache im Iran hat sich entschlossen, mit ihrem Buch auch auf den deutschen Markt zu gehen. Denn die Initiative ist ein Mutmachprojekt, das in jeder Hinsicht Grenzen überschreitet.

Am Ende des Buches präsentieren sich die Autorinnen mit einem Foto – und sie lächeln. Es gibt eben auch schöne Bilder aus dem Iran.