"Rastplätze für die Seele"

Bundesweiter Tag der Autobahnkirchen

26. Juni 2009


"Mama, wann sind wir endlich da?" Die kleine Annika kann den Zwischenstopp kaum noch erwarten. Drei Stunden Autobahnfahrt sind genug, Mutter Manuela steuert den nächsten Rastplatz an. Wenige hundert Meter weiter liegt abseits, nahezu idyllisch an einem Waldstück, die Autobahnkapelle. Das Mädchen und ihre Mama machen jedes Jahr auf ihrer Urlaubsfahrt zur Nordsee dort Station. Schon vor Jahren entdeckte Marion G. die Autobahnkapelle Münster-Roxel an der A1 Dortmund-Bremen eher zufällig. Seitdem macht sie auf ihrer Fahrt in die großen Ferien hier eine Pause. Zusammen mit ihrer Tochter zündet sie eine Kerze an und bittet um den Reisesegen. "Diese Kapelle zieht mich an", sagt sie. Das kurze Gebet an der Autobahn gibt Marion G. ein gutes Gefühl.

Ganz anders dagegen der Mann im blauen Overall. Der LKW-Fahrer trägt eine Halskette mit Kreuz. Kurz vor seiner nächsten Station kniet er auf der Kirchenbank nieder, schließt die Augen und nimmt die Hände vors Gesicht. Er ist allein in der Kapelle. Kein Wort ist zu hören. Nur das Sausen vorbeirasender Autos stört die Ruhe. Der Fernfahrer aus Würzburg nimmt sich oft Zeit, um zu beten. Wer Gott sehen will, kann ihm im Alltag begegnen, wenn Menschen aufeinander Rücksicht nehmen, freundlich und hilfsbereit sind, sagt er. Das vermisst der Brummifahrer gerade auf der Autobahn immer wieder. Dabei kann ein Stopp an der Autobahnkirche helfen, um sicherer und gelassener weiter zu fahren.

Als "Rastplätze für die Seele" ziehen die Autobahnkirchen vor allem in der sommerlichen Reisezeit vermehrt Besucher an. An 33 Autobahnkirchen können Reisende in der beginnenden Urlaubssaison Station machen. Auf die "Rastplätze für die Seele" macht am Sonntag der bundesweite Tag der Autobahnkirchen aufmerksam. Vom Rasthof Baden-Baden überträgt das ZDF ab 9.30 Uhr einen Fernsehgottesdienst aus St. Christophorus an der Autobahn 5. Dort steht die größte Autobahnkirche. Sie wird nach Angaben der Bruderhilfe (Kassel) von mehr als 200.000 Menschen jährlich besucht. Um 14 Uhr wird in vielen deutschen Autobahnkirchen eine Kurzandacht mit Reisesegen angeboten.

Noch in diesem Jahr sollen zwei neue ökumenische Autobahnkirchen am Rasthof Kassel an der A 7 und an der Raststätte Hamm-Rüthen an der A 2 eröffnet werden. Bundesweit steigt ihre Zahl damit von 33 auf 35. Von den derzeit 33 Autobahnkirchen sind 16 evangelisch, elf ökumenisch und sechs katholisch. Die Bruderhilfe-Akademie engagiert sich seit vielen Jahren besonders für Autobahnkirchen.

Die erste Kirche für Autoreisende entstand 1958 in Adelsried, an der A 8 zwischen Stuttgart und München. Sie geht auf die Stiftung einer Unternehmerfamilie zurück, die dort einen Angehörigen bei einem Unfall verlor.

Unter den Gotteshäusern an der Autobahn finden sich größere Kirchen, in denen Ortsgemeinden ihre Gottesdienste feiern, ebenso wie kleine Andachtsräume. Die Autobahnkirchen sind durch örtliche oder regionale Initiativen entstanden.