"Im Sauseschritt durch die Heiligen Stätten?"

Weinhold plädiert für "eventfreie" Zonen in den Ferien

10. April 2000


Der religiöse Tourismus im Jahr 2000 boomt. Besonders vor Ostern strömen Tausende von Pilgern und Touristen nach Jerusalem oder Rom. Die Pilgerscharen suchen Ruhe, Proviant für die Seele und Verwandlung des Alltags. Doch die religiösen Stätten werden immer mehr vermarktet. Religion und Reisen haben in Gastfreundschaft und Diakonie eine lange Tradition. Motive und Wünsche im modernen Tourismus knüpfen an die religiösen Sehnsüchte der Menschen an: Mit Urlaub und Erholung verbinden sich bei den Menschen Wünsche nach Heilsein, Ganzheit, Freiheit und Erlösung, die nur in religiösen Kategorien wiedergegeben werden können.

Der Geschäftsführer des Ev. Arbeitskreises Freizeit, Erholung, Tourismus im Kirchenamt der EKD, Klaus-Peter Weinhold, plädiert für die "Entdeckung der Langsamkeit" und für "eventfreie Zonen" im Rahmen touristischer Aktivitäten. Die Seele der Reisenden werde dabei oft von äußeren Bildern und Eindrücken völlig überlastet und überflutet. Auch KirchenvertreterInnen an den religiösen Stätten treten für ein "touristisches Fasten" ein, damit die Menschen wieder in die innere Balance kommen. Die Passions- und Fastenzeit will den Blick und die Sinne schärfen für die richtigen Relationen im Leben, von Erinnerung und Gegenwart; sie wirbt für echte, tiefe Erlebnisse ohne faden Beigeschmack. Für Erfahrungen der liebenden, gnädigen Nähe Gottes. Seine Zuwendung braucht sich niemand durch das "Abhaken" von Kirchen und Erinnerungsstätten zu verdienen. Jeder Mensch kann sie erfahren - daheim oder auf Reisen. Ein behutsames Pilgern mit sicherem Schritt wünscht